Vamed

„Gesundheit ist ein Grundrecht und gilt weltweit“

Die Presse/Clemens Fabry
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Der Gesundheitsdienstleister Vamed blickt auf ein gutes Geschäftsjahr zurück und setzt bei der Versorgung entlegener Regionen auf digitale Innovationen. Aus Russland werde man sich nicht zurückziehen, sagt Vamed-Chef Wastler.

Wenn es irgendwo auf der Welt um die Planung, Errichtung, Finanzierung oder den Betrieb von Spitälern und anderen Gesundheitseinrichtungen geht, dann ist die Vamed nicht weit. Das Wiener Unternehmen ist in 98 Ländern auf allen fünf Kontinenten tätig, beschäftigt 24.100 Mitarbeiter – davon 7000 in Österreich – und ist mitunter an Orten, die andere meiden. Das gilt für die libysche Hauptstadt Tripolis genauso wie für das ukrainische Kiew oder die russische Stadt Krasnodar. „Gesundheit ist ein Grundrecht und gilt weltweit“, sagt Vamed-Vorstandschef Ernst Wastler. Es gehöre also quasi zur DNA des Unternehmens, auszuharren und zu helfen, wo andere gehen.

Aus Kiew habe man alle Mitarbeiter herausgeholt, bis auf drei, die auf eigenen Wunsch die Stellung halten. In Russland ist die Vamed seit mehr als 20 Jahren tätig, und das werde auch so bleiben. Aktuell betreut das Unternehmen ein Spitalsprojekt in Krasnodar. Dieses werde unter penibler Einhaltung der Sanktionen weitergeführt. „Es ist kein Krieg der Bevölkerung“, sagt Wastler und betont, dass bei der Vamed weltweit etwa 80 Ukrainer und mehr als 100 Russen beschäftigt sind.

Umsatz schon über dem Niveau vor der Pandemie

Im Geschäftsjahr 2021 war der Krieg in der Ukraine noch kein Thema. Im Geschäftsbericht finden sich fünf Zeilen. „Eine geopolitisch und geoökonomische Eskalation würde natürlich auch die Vamed erheblich beeinträchtigen“, heißt es.

Vielmehr stand der Konzern noch unter dem Eindruck der Covid-Krise. Hatte diese 2020 auch zu erheblichen Geschäftseinbußen geführt, so gelang 2021 der wirtschaftliche „Rebound“. Der Umsatz kletterte auf 2,3 Milliarden Euro und übertraf nicht nur jenen von 2020 um elf Prozent, sondern lag auch über jenem von 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Das operative Ergebnis (Ebit) ist mit 101 Millionen Euro ebenfalls fast wieder auf Vorkrisenniveau. Was aber Vamed-Chef Wastler besonders zuversichtlich stimmt, ist der Auftragsbestand von 3,5 Milliarden Euro. Allein im Vorjahr wurden Aufträge in Höhe von 1,3 Milliarden Euro akquiriert. Es gibt also für die kommenden drei bis fünf Jahre genügend zu tun. Jetzt geht es darum, diese Aufträge auch umzusetzen. Und das war auch 2021 nicht in der gewohnten Form möglich. Vor allem das Projektgeschäft litt noch an den Reisebeschränkungen und unterbrochenen Lieferketten.

20 Geburtskliniken in Kenia

Dennoch konnten im Vorjahr zahlreiche Großprojekte lukriert werden. Ob in Wiener Neustadt, wo Vamed das neue Landesklinikum errichtet, oder in Öhringen bei Stuttgart, in Angola oder Kenia, wo aktuell 20 Geburtskliniken gebaut werden. Immer wichtiger wird das Dienstleistungsgeschäft. Vamed sorgt für die Versorgungssicherheit in den einzelnen Gesundheitseinrichtungen. So wurde Vamed etwa voriges Jahr beauftragt, eine neue Aufbereitungsanlage für Medizinprodukte für das University Hospital Southampton zu errichten und dann 22 Jahre zu betreiben. Alles in allem versorgt Vamed weltweit auf diese Weise 143.000 Patienten stationär und 590.000 ambulant.

Und dennoch gibt es Regionen, in denen drei Viertel der Bevölkerung überhaupt keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, sagt Wastler. Genau dort soll nun „Smapp“ eine niederschwellige Gesundheitsversorgung garantieren. „Smapp“ steht für „Smart Health Posts + App“.

Digital Gesundheitsplattform für entlegene Regionen

In Ghana wird diese digitale Gesundheitsplattform gerade umgesetzt. Die Patienten nehmen via Smartphone Kontakt zu den kleinen Gesundheitsstützpunkten auf. Dort gibt es eine Grundversorgung, gleichzeitig können aber Mediziner aus regionalen Krankenhäusern bis hin zu Spezialisten an Universitätskliniken per Videoschaltung konsultiert werden, obwohl sie Hunderte, wenn nicht Tausende Kilometer entfernt sind. Diese „telemedizinische Gesundheitsplattform“ entwickelt Vamed gemeinsam mit dem King's College in London.

Die Vamed wurde vor 40 Jahren von der Voest gegründet, um das Wiener AKH zu errichten. Heute hält der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius 77 Prozent der Anteile. Die Staatsholding Öbag ist mit 13 Prozent beteiligt, die restlichen zehn Prozent hält die B&C-Industrieholding.

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