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Tesla ist profitabel wie sonst fast keiner

FILE PHOTO: Tesla's Cybertruck is displayed at Manhattan's Meatpacking District in New York City
FILE PHOTO: Tesla's Cybertruck is displayed at Manhattan's Meatpacking District in New York CityREUTERS
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Tesla überrascht mit hoher Ertragskraft und einem starken Umsatzplus. Die Aktie springt in die Höhe.

Der E-Auto-Hersteller Tesla hat die Turbulenzen um Lieferengpässe und steigende Rohstoffkosten abgeschüttelt und setzt mit seiner Ertragskraft neue Standards in der Branche. Das von dem Multimilliardär Elon Musk geführte Unternehmen hat die operative Rendite zu Jahresbeginn auf 19,2 Prozent hochgeschraubt, das sind viereinhalb Prozentpunkte mehr als im Quartal davor. Damit hat Tesla ein Niveau erreicht, das fast alle anderen Hersteller in den Schatten stellt.

Nur Nischenhersteller wie einige Sportwagenschmieden können da mithalten. „Tesla ist der weltweit profitabelste Autobauer nach Ferrari“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Erreicht hat Tesla dies dank einer hohen Produktivität, Kostensenkungen und höheren Preisen. Dabei liefen die neuen Werke in Grünheide bei Berlin und Austin im US-Bundesstaat Texas im ersten Quartal noch gar nicht auf vollen Touren.
Mit den Fabriken, die gerade erst eröffnet wurden, will Tesla seine Abhängigkeit von China verringern und die hohe Nachfrage besser bedienen. In seinem größten Werk in Shanghai sind die Bänder wegen des Corona-Lockdowns zuletzt fast drei Wochen stillgestanden. Trotz der Produktionsunterbrechung stellte Musk am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Telefonkonferenz zur Präsentation der Quartalsbilanz für 2022 einen Anstieg der Auslieferungen auf mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge in Aussicht, 60 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Musk zeigte sich zudem zuversichtlich, dass der Konzern wie versprochen über mehrere Jahre hinweg die Auslieferungen um 50 Prozent jährlich steigern könne.

Erfolgreichste Aktie

Zuletzt hatte Tesla die Preise für seine Fahrzeuge kräftig erhöht. Das kam bei Experten gut an: „Der Preisanstieg liegt schön über der Kosteninflation“, sagte Analyst Craig Irwin von Roth Capital. Die Tesla-Aktie legte nachbörslich um sechs Prozent zu. Auf Zwölfmonatssicht beträgt das Plus 30 Prozent, auf Zehnjahressicht hat sich die Tesla-Aktie ver-147-facht und ist damit der mit Abstand beste Wert im US-Index S&P 500.

Tesla spaltet jedoch seit jeher die Marktteilnehmer und Analysten. Bloomberg-Daten zufolge stehen 22 Kaufempfehlungen 14 Verkaufsvoten gegenüber, neun Analysten stehen dem Papier neutral gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel liegt etwas unter dem gegenwärtigen Kurs.
In den vergangenen Tagen hat das Papier allerdings ein wenig geschwächelt, nachdem Musk angekündigt hat, den Kurznachrichtendienst Twitter um 43 Mrd. Dollar übernehmen zu wollen. Viele haben sich gefragt, woher er das Geld nehmen will. Mit einem Vermögen von fast 250 Milliarden Dollar ist Musk zwar der reichste Mensch der Welt, der Großteil seines Vermögens besteht jedoch aus Tesla-Aktien und Optionen sowie zu einem kleineren Teil aus Anteilen des nicht an der Börse notierten Weltraumunternehmens SpaceX.
Der E-Auto-Hersteller konnte indes auch mit seinem Umsatzanstieg positiv überraschen. Das Unternehmen steigerte seine Erlöse im ersten Quartal um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar (rund 17,2 Mrd. Euro) – eine Milliarde mehr, als Analysten laut Refinitiv-Daten im Schnitt erwartet hatten. Der Nettogewinn schnellte auf 3,3 Milliarden Dollar in die Höhe. Im Vorjahreszeitraum hatten 438 Millionen zu Buche geschlagen.

310.000 Autos ausgeliefert

Tesla lieferte dabei so viele Fahrzeuge aus wie noch nie. Insgesamt rollten in den ersten drei Monaten 310.000 Autos zu den Kunden, zwei Drittel mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres.
Auch Musk selbst profitiert: Er dürfte nach den guten Ergebnissen eine Erfolgsbeteiligung von 23 Milliarden Dollar erhalten. Musk bezieht kein Gehalt, sondern erhält an verschiedene Leistungskriterien gekoppelte Erfolgsbeteiligungen.

Als Grund für steigende Kosten und begrenzenden Faktor für das Wachstum der E-Mobilität nannte Musk den rasanten Kostenanstieg für Lithium. Er ermutigte andere Unternehmen, sich in diesem Geschäft zu engagieren, das aus seiner Sicht hohe Margen verspricht.
Für die kommenden Monate stellte der umtriebige Manager, dessen Aktivitäten von der Raumfahrt über unterirdische Transportsysteme bis hin zur Energieversorgung reichen, „einige aufregende Ankündigungen“ bezüglich der Sicherung von Rohstoffen für Batterien in Aussicht.

Robotaxi ohne Lenkrad?

Wie oft bei seinen öffentlichen Auftritten kündigte Musk auch ein neues Produkt an: Bis 2024 wolle Tesla ein Robotaxi ohne Lenkrad oder Pedal in Serie produzieren. Praktisch alle großen Autobauer tüfteln derzeit am automatisierten Fahren. Bis die Fahrzeuge serienreif sind und ohne Fahrer auskommen, dürften nach Meinung von Experten aber noch mehrere Jahre vergehen.

Auf die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, mit deren Ankündigung Musk für Wirbel gesorgt hatte, ging der Tesla-Chef nicht ein. Er hatte vergangene Woche bekannt gegeben, Twitter für 43 Mrd. Dollar zu übernehmen. Kritiker befürchten, das umstrittene Vorhaben und die damit verbundene Debatte über Meinungsfreiheit im Internet könnten den Milliardär vom Tesla-Geschäft ablenken.

(Reuters/ag./b.l.)

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