Hauptkuratorin Cecilia Alemani lud zur großen Biennale-Ausstellung fast nur Künstlerinnen ein. Und beschwört damit eine fantastisch-magische Welt fluider Körper. Eine programmatische Behauptung mit rauschhafter Wucht.
Ein Elefant steht im Raum. Genauer gesagt eine Elefantin. Allein, mächtig, in tiefem Dunkelgrün unter der Kuppel des internationalen Ausstellungspavillons in den Giardini. Monument eines naturgegebenen Matriarchats, in dem Elefantenherden leben. Mit diesem mächtigen Traumbild der Bildhauerin Katharina Fritsche, die heuer mit der Chilenin Cecilia Vicuña den Goldenen Biennale-Löwen für ihr Lebenswerk erhalten hat, hebt die fulminante, bis ins Visionäre rauschhafte Schau an, die Kuratorin Cecilia Alemani in der Pandemie ersonnen hat – die traditionelle große Biennale-Gruppenausstellung an zwei Orten, dem ehemaligen italienischen Pavillon in den Giardini und im riesigen Arsenale. Erstmals wird sie nun von einer Italienerin (geboren 1977 in Mailand, lebt in New York) kuratiert.

Ausgehend von dem mit bizarren Mischwesen bevölkerten Kinderbuch, dessen Bilder die Surrealistin Eleonora Carrington einst auf die Schlafzimmerwände ihrer Söhne malte, melkte Alemani von 213 Künstlern aus 58 Ländern eine „Milch der Träume“, so der Titel. Ihr Trunk lässt einen in eine kunsthistorische Erzählung gleiten, die zwar erahnt werden konnte, aber nie derart programmatisch dargestellt wurde: Es ist die seit dem 19. Jahrhundert, seit Symbolismus, seit Surrealismus nie abgerissene Gegenwelt magisch-fantastischer Kunst, in der Körper sich verwandeln, zwischen Mensch, Natur und Maschinen zerfließen. In der amorphe, fluide Zustände beschworen werden. Und zwar vor allem von Künstlerinnen.