Gewerbearchitektur

Attraktive Werkstätte statt grauer Klotz

Erweiterung der Terra-Mater-Studios in Hietzing
Erweiterung der Terra-Mater-Studios in Hietzing (c) Hertha Hurnaus
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Mit neuen Nutzungskonzepten, nachwachsenden Rohstoffen und klimaschonender Technik werden Bürobauten und Lagerhallen nicht nur besser, sondern auch schöner.

Einst waren sie die grauen Klötze, die niemand gern in der Nachbarschaft haben wollte: Bürobauten, Lagerhallen und Produktionsstätten waren eher praktisch als schön, von Kriterien wie Arbeitsabläufen, Fluchtwegsvorschriften und Kostenoptimierung geprägt. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Nach den Jahren des Home-Office sind sich die Unternehmen noch einmal stärker der Tatsache bewusst geworden, dass sie ihren Mitarbeitern eine attraktive Werkstätte bieten müssen, um sie aus ihren Heimbüros zurückzuholen. Was bei der heutigen Generation vor allem dann gelingt, wenn die Arbeit und der Ort, an dem sie stattfindet, als sinnvoll wahrgenommen werden. Etwa, indem das Gebäude einen Beitrag zum Klimaschutz und der CO2-Verringerung leistet. Drei Beispiele, welche Wege heimische Architekten und Bauherren dabei beschreiten.

Visualisierung eines Office-Space in ehemaliger Lagerhalle
Visualisierung eines Office-Space in ehemaliger Lagerhalle Smartvoll

Nachgenutzt

Dem Thema Nachnutzung haben sich seit einigen Jahren die Smartvoll-Architekten verschrieben. Wie gut „adapative reuse“ – so der offizielle internationale Begriff – aussehen kann, haben die Wiener bei einem Projekt in Bergheim bei Salzburg bewiesen. Hier wurde ein altes Lagergebäude des Universal-Versands nicht etwa abgerissen, sondern in einen modernen, offenen Office-Space verwandelt, der nicht nur im hierarchischen Sinn für Offenheit auf allen Ebenen sorgt. Die alten industriellen Elemente und Oberflächen wurden dabei so weit wie möglich erhalten und sorgen für eine entspannte Atmosphäre, die Ebenen perforiert, um räumliche und menschliche Verbindungen zu schaffen.

Was nebenbei auch bauliche Vorteile hat, denn eines der Probleme bei großen Lagerimmobilien ist das durch die Gebäudetiefe mangelnde Licht in der Mitte. Damit niemand durch die Öffnungen in der Mitte fällt, wurden netzartige Begrenzungen für lichtdurchlässige Wände angebracht, für optische Trennungen sorgen unter anderem Vorhänge, die an der Decke angebracht sind und über mehrere Stockwerke in die Tiefe fallen. „So nimmt man nicht drei separate Geschoße wahr, die Menschen voneinander trennen, sondern einen durchgängigen dreigeschoßigen Raum, der das Verbindende über das Trennende stellt“, erklärt Smartvoll-Architekt Philipp Buxbaum. Die Orientierung zwischen den Ebenen und Lufträumen gewährleistet eine große Treppe am Ende der einstigen Halle, für zusätzliches Licht wurden einige Skylights an strategisch sinnvollen Positionen des Dachs angebracht. Identitätsstiftend soll zudem ein Ausblick auf Projekte der Architekten wirken, die weitere Hallen miteinbeziehen.

Naturnah

Das Problem einer optisch wenig ansprechenden Ausgangsimmobilie – um das Wort „hässlich“ zu vermeiden – hatte das österreichisch-finnische Architektenduo Berger & Parkkinen dagegen nicht, als es mit der Reorganisation und Erweiterung der Terra-Mater-Filmstudios in Hietzing beauftragt wurde. Das Unternehmen, das sich international einen Namen mit Naturfilmen gemacht hat, residiert in einer Jugendstil-Villa, die aber für die Anzahl der Mitarbeiter zu klein geworden ist. Bereits in den 1980er-Jahren wurde das Haus erweitert, 2003 kamen ein gläsernes, brückenartiges Eingangsbauwerk und ein Besprechungskubus in den Garten dazu.

Der aktuelle Zubau sollte neben den Mitarbeitern die üppige technische Infrastruktur in das Gebäude aufnehmen – und im Sinn der Nähe zur Natur dem Anspruch der Organisation an Nachhaltigkeit und Innovation gerecht werden. Herausgekommen ist dabei ein Pavillon mit Büros und Besprechungsräumen, der mit Massivholz entwickelt wurde und eine Hülle in Form einer metallenen Rank-Konstruktion hat. Womit er sich auf dem baumbewachsenen und landschaftsarchitektonisch gestalteten Grundstück so zurücknimmt, dass der imposante „Hausbaum“ im Garten nichts von seiner Wirkung verliert.

Expo-Pavillon in Dubai.
Expo-Pavillon in Dubai.AGPB

Nachhaltig gekühlt

Heimische Architekten bauen nicht nur in Österreich, sondern auch auf der ganzen Welt nachhaltig: Das zeigt der nationale Expo-Pavillon auf der Weltausstellung in Dubai, der mit einem „Austrian Green Planet Building“-Award (AGPB) ausgezeichnet wurde. Geplant von den Querkraft-Architekten, ist das Gebäude von historischen Windtürmen und klimaregulierenden Eigenschaften der arabischen Lehmarchitektur inspiriert und sorgt mit lokaler Bautradition und österreichischem Klima-Engineering dafür, dass in der arabischen Wüste weitgehend auf konventionelle Klimatechnik verzichtet werden kann. Der Energiebedarf liegt mehr als 70 Prozent unter dem vergleichbarer Gebäude. Dafür sorgen die geschickte Architektur um drei begrünte Höfe herum, Oberflächen aus Lehmputz und Öffnungen, die gutes Klima und spannende Wechselspiele aus Licht und Schatten schaffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2022)

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