Revitalisiertes Schlafzimmer in der Wehranlage Rotturm in Friesach.
Luxusmarkt

Wo es Immobilien mit viel Geschichte zu kaufen gibt

Historische Objekte, die aktuell in Österreich zu haben sind - Beispiele aus Kärnten, Salzburg und Wien.

Wie alt etwas sein muss, um als historisch zu gelten, ist von Land zu Land unterschiedlich. Häuslbauer auf Zypern etwa können dabei beobachtet werden, wie sie das Fundament gern am späten Abend unter mäßigen Lichtverhältnissen gießen, um allfälligen Funden antiker Mauerreste vorzubeugen, die überall im Boden zu finden sind und endlose Bauverzögerungen auslösen können. In den USA dagegen haben Schilder mit der stolzen Angabe „Est. 1976“ (Gegründet 1976) auf Gewerbeimmobilien ungefähr die gleiche Aussagekraft wie „k.u.k Hoflieferant“ in Österreich.

Knapp 39.000 denkmalgeschützte Gebäude gibt es laut Bundesdenkmalschutz in Österreich, wobei lang nicht jedes historische Gebäude auch unter Denkmalschutz steht. Die meisten davon in Niederösterreich (knapp 11.000), gefolgt von Oberösterreich (knapp 6000), der Steiermark (4996), Tirol (4881) und dann erst Wien mit 3367 Objekten. Wer ein historisches Anwesen besitzen möchte, ist meist aus einem besonderen Holz geschnitzt, denn leichter ist der Kauf einer modernen Villa allemal – von der Instandhaltung ganz zu schweigen. Solchen Käufern geht es aber nicht nur darum, eine gewisse Anzahl an Mauern, Dachziegeln und Fenstern zu besitzen, sie wollen damit auch ein Stück (Architektur-)Geschichte erwerben, der alle Mühen wert ist.

Vier Beispiele von ganz unterschiedlichen Bauwerken mit Geschichte, die aktuell in Österreich zum Verkauf stehen:

Wehrtürme für Liebhaber

Die Kategorie „älteste“ teilen sich dabei gleich zwei Bauwerke, die beide aus dem 14. Jahrhundert stammen. Der Sieg in der Kategorie „naturbelassen“ geht dabei an die Wehranlage Rotturm in Friesach. Im Exposé wird sie als „Liebhaberobjekt sowohl für historisch Interessierte als auch für Romantiker mit Lust auf Extravaganz“ beschrieben, womit indirekt angedeutet wird, dass die Anlage ein wenig Zuwendung braucht, ehe sie wieder in altem Glanz erstrahlen kann. Aktuell ist nämlich nur einer der einst vier Wehrtürme bewohnbar, zwei weitere zumindest noch vorhanden. Denn seit der Ära, in der die Gesamtanlage samt bezinnter Ringmauer, die im 14. Jahrhundert erhöht und mit Schießscharten versehen wurde, Teil der ehemaligen Stadtbefestigung war, hat der Zahn der Zeit doch deutlich daran genagt.

Im bereits sanierten Turm gibt es auf vier Etagen einen großen Raum mit zwei Schlafgelegenheiten und angrenzendem Bad. Der zweite Turm könnte ebenfalls entsprechend ausgebaut werden, während der dritte laut Exposé „eine historische Atmosphäre“ bietet, in der idyllische Stunden im Grünen verbracht werden können“. Neben den Türmen sind auf dem knapp 3500 Hektar großen Grund außerdem noch Teile der Ringmauer erhalten. Die Anlage befindet sich in bester Lage von Friesach, sie ist sowohl fußläufig direkt vom Hauptplatz wie mit dem Auto über einen Servitutsweg erreichbar. Vermittelt wird sie über Engel & Völkers Kärnten, den Kaufpreis gibt es nur auf Anfrage.

Festungsblick und Gessi-Bad

Das zweite Objekt aus dem 14. Jahrhundert, ein Haus in der Salzburger Steingasse, hat zumindest einen Festungsblick. Damals, als es gebaut wurde, war das vermutlich noch keinen Aufpreis wert – zumal vor dem Hintergrund, dass die Festung Hohensalzburg zu dieser Zeit gerade eine Baustelle war, auf der seit 200 Jahren der heutige äußere Befestigungsring angelegt wurde.

Visualisierung einer in Revitalisierung befindlichen Dachmaisonette in Salzburg
Visualisierung einer in Revitalisierung befindlichen Dachmaisonette in SalzburgImmorist

Dieser Tage ist das Haus allerdings selbst eine Baustelle. Diese soll aber noch im Frühjahr geräumt werden, nachdem das Gebäude einer Generalsanierung unterzogen und die mittelalterlichen Grundrisse an die Bedürfnisse des dritten Jahrtausends angepasst wurden. Filetstück ist hier selbstredend das Dachgeschoß, da in den engen Gassen der Salzburger Altstadt viel Licht und weite Ausblicke zu den Raritäten gehören. 118 Quadratmeter wird die Dachmaisonette haben, der dazugehörende Dachgarten, der unmittelbar an den Kapuzinerberg angrenzt, weitere 22. Optisch schön sind die beiden Stockwerke über eine Wendeltreppe verbunden; für den praktischen Transport von unten nach oben sorgt ein Warenaufzug.

Bei der Ausstattung kommen moderne Designer-Elemente wie Gessi-Bäder oder eine raumhohe Glasfront zwischen dem Hauptschlafzimmer und dem Patio zum Einsatz, die mit den in Szene gesetzten Details des Spätmittelalters eine Symbiose eingehen. Vermittelt wird das Penthouse über Immorist, der Kaufpreis liegt bei 1,19 Millionen Euro.

Gründerzeithaus in Wien am Fuße des Nussbergs.
Gründerzeithaus in Wien am Fuße des Nussbergs. Kurz Immobilien

Gründerzeitpracht

Ganz große Gründerzeitpracht steht dagegen aktuell in Wien zum Verkauf. 1903 von Ludwig Schöne errichtet, wurde das Haus am Fuße des Nussbergs im Lauf der Jahre zwar immer wieder adaptiert und saniert, ohne jedoch unschön in die Substanz einzugreifen. Im Stil des Cottageviertels hat die 900 Quadratmeter Wohnfläche umfassende Villa drei Salons mit hohen Decken samt Stuckverzierungen oder Holzvertäfelungen und diverse Schlafräume. Dazu gibt es einen Personaltrakt mit eigenem Stiegenhaus, einen unausgebauten Dachboden, sechs Garagenplätze und einen Weinkeller in altem Gewölbe. Vermittelt wird das Anwesen, das derzeit noch an eine Botschaft vermietet ist, über die Immobilienkanzlei Alexander Kurz, aufgerufen sind dafür zehn Millionen Euro.

Wohnzimmer im Loos-Haus Rufer in Wien
Wohnzimmer im Loos-Haus Rufer in WienCollier International Wien

Wiener Architekturgeschichte

Um ein modernes Stück Wiener Architekturgeschichte handelt es sich hingegen beim Haus Rufer in der Schließmanngasse, das von keinem Geringeren als Adolf Loos gebaut wurde. Der von außen streng wirkende Kubus mit seiner schlichten Fassade in Wien-Hietzing gilt als das einzige vollständig erhaltene Beispiel des Loos'schen Raumplans. Vier Ebenen mit einer Grundfläche von rund zehn mal zehn Metern sowie ein Kellergeschoß sind hier zwölf Meter hoch aufeinandergebaut und lassen viel Platz für den weitläufigen Garten mit seinen großen Terrassen. Mit seinem Raumplan entwarf Loos auf verschiedenen Niveaus liegende und an kein durchgehendes Stockwerk gebundene Zimmer, die je nach Nutzung unterschiedliche Höhen aufweisen und für spannende Raumerlebnisse sorgen. Vermittelt wird das Architekturdenkmal über Colliers International Wien, den Kaufpreis gibt es nur auf Anfrage. (sma)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2022)

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