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Mobiles Forschungslabor prüft Zustand des Ufer-Radwegs

Donau-Treppelweg
Donau-Treppelweg(c) imago images/Volker Preu�er (Volker Preusser via www.imago-images.de)
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Die Sicherheit des Donau-Treppelwegs soll künftig mittels Laserscanning und künstlicher Intelligenz erfasst und prognostiziert werden. Moderne Technologien zur Zustandserfassung von Straßen kommen damit auch Radwegnutzern zugute.

Gerade um diese Jahreszeit erkennt man am glücklichen Lächeln mancher Radfahrer, die auf Wegen entlang der Donau, des Inns oder anderer Flüsse in die Pedale treten, dass ihr Fahrzeug für sie vom Verkehrs- zum Genussmittel geworden ist. Das Vergnügen der Fluss-Radwege führt zu einer stetig wachsenden Frequenz an Nutzern – von Fahrradboten über Familien bis hin zu Skatern. Für die Erhalter bedeutet dies ein Mehr an Verantwortung, beeinflussen doch die Vielfalt der Nutzung und auch die Witterungsverhältnisse den Zustand und die Sicherheit der Wege – gerade bei langen Strecken eine Herausforderung an das Monitoring.

So wird der in Wien sehr beliebte Donau-Treppelweg allein im Bereich des Kuchelauer Hafens von einer halben Million Radfahrern pro Jahr befahren. Im österreichischen Teil des Radwegs, der selbst ein Teilstück des Eurovelo 6 vom Atlantik zum Schwarzen Meer ist und teilweise an beiden Ufern parallel geführt wird, müssen insgesamt 500 Kilometer Strecke überblickt werden.

Schlanke Lösung gesucht

Für den asphaltierten Teil des Radwegs eine Monitoring-Technologie zu finden, die ähnlich überzeugend wie die für den Straßenverkehr gängigen Methoden digitaler Erfassung ist, war Ziel einer Ausschreibung der Wasserstraßengesellschaft Viadonau. Die Herausforderung: Während Straßen zur Datenerhebung mit Fahrzeugen befahren werden, auf denen großes Mess-Equipment angebracht werden kann, braucht es für die vergleichsweise schmalen Radwege andere Infrastruktur, die zudem auf die spezifischen Bedürfnisse von Radlern abgestimmt sein soll.

Bisher sei das Straßennetz vor allem mit dem „Roadstar“ befahren worden, einem mobilen Hochleistungsmesslabor in Form eines Lkws, sagt Anna Huditz vom Austrian Institute of Technology (AIT). „Das Fahrzeug ist jedoch für die Befahrung von Radwegen aufgrund der Größe eher ungeeignet. Zudem werden Parameter erfasst, welche für Sicherheit und Komfort auf Radwegen nicht aussagekräftig sind.“ Das AIT, dessen Kompetenzzentrum für Verkehrs- und Infrastrukturtechnologien Huditz leitet, wurde nach der europaweiten Ausschreibung von Viadonau mit der Durchführung des Projekts beauftragt.

Zum Einsatz kommt nun das sogenannte Roadlab – ein Fahrzeug, das mit einem Laserscan- und Kamera-Equipment ausgestattet ist. Es fährt das gesamte Treppelwege-Netz ab und liefert hochpräzise Scans der Straßenoberfläche und 360-Grad-Bilder. Diese Bilddaten pflege man in ein Datenmanagementsystem ein, das eigens für Viadonau modifiziert wurde, erklärt Huditz. So werde es möglich, einzelne Oberflächen- und Straßenraumbilder detailliert zu betrachten, zum Beispiel im Hinblick auf den laufend erforderlichen Baumschnitt, die Erneuerung von Verkehrszeichen oder die Visualisierung für die Sanierung von Schäden. „Zusätzlich werden aber durch entsprechende Algorithmen und die Verwendung künstlicher Intelligenz ganze Streckenabschnitte gesamtheitlich nach ihrem Erhaltungszustand bewertet. „Dieser wird auch grafisch mittels eines Ampelsystems dargestellt: von sehr gut bis sehr schlecht“, sagt Huditz. „Je mehr Daten dem System zum Training zugeführt werden, desto genauer lässt sich schließlich nicht nur der Ist-Zustand, sondern auch der Zustand in den kommenden Jahren vorhersagen: Wie werden sich Rissbilder im Laufe der Zeit entwickeln? Wie rasch werden sich die Markierungen abnutzen? Und wann wird die Ebenheit einen für Radfahrende kritischen Wert erreichen?“ Zusammengefasst gehe es also um die Frage, wann durch eine Sanierungsmaßnahme idealerweise oder spätestens eingegriffen werden müsse.

„Predictive Maintenance“ nenntsich diese Strategie, die auf der permanenten Auswertung von Daten beruht. „Dadurch können Prognosen erstellt und Abläufe simuliert werden, die zu einem optimalen Einsatz des zur Verfügung stehenden Erhaltungsbudgets und einer sinnvollen Bündelung der Maßnahmen führen“, so Huditz. „Das Datenmanagementsystem ermöglicht also durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz eine objektivere, kostengünstigere und vorausschauendere Erhaltung von Verkehrswegen.“

IN ZAHLEN

500 Kilometer lang ist der Donau-Radweg (Treppelweg) im österreichischen Teil zwischen Hainburg und Passau.

1,8 Millionen
Radfahrende nutzen den Radweg jährlich zwischen Passau und Bratislava, 500.000 allein im Bereich Wien-Kuchelau.

360 Kilometer
des an beiden Uferseiten parallel verlaufenden Weges sind asphaltiert. Auf sie bezieht sich die digitale Erfassung durch AIT und Viadonau.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2022)

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