Randerscheinung

Urlaub ohne Hund ist wie Urlaub ohne Kind

Carolina Frank
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So ohne Rudel ist das Leben nicht wirklich schön. Weder für den Hund noch für das Rudel.

Der Hund muss also zu Hause ­bleiben. In das Flugzeug, in das der Rest der Familie für eine Urlaubswoche über Ostern ziemlich weit weg hinverschwunden ist, kann er nicht mit hinein. Als Handgepäck ist er zu groß, und betäubt im Frachtraum kommt natürlich nicht infrage. Das ist zwar gut für seinen persönlichen ­Pfotenabdruck, aber so ohne Rudel ist das Leben nicht wirklich schön. Weder für ihn noch für das Rudel. Deshalb beginnt jeder Urlaubstag mit intensivem Kontakt zur Hundesitterin.

Die kennt er inzwischen gut, und vor allem mag er sie, auch die anderen beiden Hunde, die mit ihm die Karwoche verbringen. Trotzdem machen wir uns Sorgen und fühlen uns nicht ganz komplett. Besonders als er dann hinkt, weil er sich beim Spielen die Pfote ­aufgerissen hat (die Fotos der Wunde werden von allen begutachtet und so weit aufgezoomt, wie es nur irgendwie geht). Ob er zum Tierarzt soll, müssen wir jetzt Tausende Kilometer entfernt mitentscheiden.

Ein paar Tage später kommt noch die Nachricht, dass er von einem anderen Hund gebissen wurde. Also jedenfalls Tierarzt – und sehr rasch Entwarnung. Das erinnert stark an jene Tage, die wir uns mit schlechtem Gewissen herausgerissen haben, um ein Mal nur zu zweit wegzufahren, als die großen Kinder noch klein waren. Eh höchstens über zwei Nächte in eine nahe Therme (ja, einmal ausschlafen stand da noch ganz oben auf der Prioritätenliste) oder mit der Air Berlin in einer guten Stunde in die deutsche Hauptstadt. Meistens bekam einer von beiden (den Jüngsten gab es ja noch nicht) dann Fieber (ausgerechnet), und die Beratungen über die Art der Behandlung oder gar eine vorzeitige Rückkehr begannen. Mit dem Hund ist das natürlich ganz anders. Und trotzdem irgendwie gleich.

("Die Presse Schaufenster" vom 22.4.2022)

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