Digitalnovelle: ORF wehrt sich gegen Werbebeschränkung

ORF-General Weißmann sorgt sich um Teuerung und warnt davor, dass Werbegeld an Onlineriesen abfließt.

Vor etwa zwei Monaten hat Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) ihre Gesprächsrunden zu medienpolitischen Themen gestartet. Diskutiert wird dabei auch über eine Gesetzesnovelle, die dem ORF mehr Spielraum im digitalen Bereich einräumen soll – was bei Privatsendern und Zeitungshäusern auf Skepsis stößt. ORF, Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) tauschen sich derzeit in drei Arbeitsgruppen dazu aus. Es geht um die Website orf.at (hier kursiert die Idee, die Zahl der Meldungen, die orf.at bringen darf, zu limitieren), das Teilen von Inhalten, aber auch um die Frage, ob es Werbebeschränkungen für den ORF geben soll. „In der Werbung sind wir der Motor für alle“, wehrte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann am Donnerstag vor Journalisten ab. Weitere Beschränkungen würden dem ganzen Markt schaden, denn das Werbegeld würde nicht automatisch zu den Privaten wandern. Schon jetzt würden 90 Prozent des Onlinewerbevolumens (1,8 Mrd. Euro) an internationale Anbieter wie Facebook und Google fließen.

Sorgen bereitet Weißmann die Teuerung. „Der Kostendruck wird schon heftiger“, sagte er – etwa im Energiebereich. Das bekommen auch die Filmschaffenden zu spüren. Für die jährlich 103 Millionen Euro, die der ORF in Kino- und Fernsehfilmen investiert, wird man künftig wohl weniger Produktionen als gewöhnlich herstellen können, so Weißmann. Erleichterung verschafft die anstehende Pensionierungswelle: Die nachrückenden Mitarbeiter kosten im neuen Kollektivvertrag weniger. Das dadurch frei werdende Budget werde ins Programm investiert, sagt er. (her/i.w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2022)

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