Macron brauchte einen Rivalen, der sich glaubwürdig zu Grundwerten und Rechtsstaat bekennt. Damit die Franzosen wirklich die Wahl haben.
Frankreich wählt, und Europa zittert. Die Nerven liegen vor dem Präsidentschaftsvotum am Sonntag dermaßen blank, dass die Premiers Deutschlands, Spaniens und Portugals den Tabubruch gewagt haben. In einem Beitrag, der in „Le Monde“ veröffentlicht wurde, baten sie die Franzosen nicht direkt, aber doch unmissverständlich, den richtigen Wahlzettel in die Urne zu werfen: jenen mit dem Namen des Amtsinhabers Emmanuel Macron.
Eine solche Einmischung ist, gelinde gesagt, ungewöhnlich. Aber sie regt nicht auf. Denn dieser Brief wirkt in Zeiten von Krieg und Wirtschaftskrise wie ein Akt der Verzweiflung. Inzwischen ist unsere europäische Ordnung offenbar dermaßen fragil, dass ein einziges Votum sie zu zerbrechen droht: Die Franzosen werden am Sonntag auch darüber entscheiden, in welcher Welt wir Europäer demnächst leben.