Rückblick

Es war einmal eine Stadt: Mariupol

244 Jahre hat Mariupol überlebt, nun steht es in einer Reihe mit Dresden, Coventry, Grosny, Aleppo: Die ukrainische Hafenstadt wurde durch den Krieg unbewohnbar. Ein Rückblick auf eine Stadt, die zum Symbol gnadenloser Kriegsführung wurde.

Humanistisch Gebildete kennen die Region aus der Biografie des römischen Dichters Ovid: Pontos am Schwarzen Meer war sein Verbannungsort, hier schrieb er flehentliche Briefe an Kaiser Augustus, in denen er die Tristesse des Lebens unter Barbaren beklagte. Es war ein frühes Beispiel von Exilliteratur. Damals lebten schon seit Hunderten Jahren Griechen an der östlichen, heute türkischen Schwarzmeerküste im Süden der Krim. Im Zug von Wanderungsbewegungen kamen sie auch bis nach Russland und damit auch an die heutige ukrainische Küste des Schwarzen Meeres. Ihre Handelsrouten hinterließen Spuren in der Mythologie, in der Geschichte von Jason und den Argonauten und ihrer abenteuerlichen Fahrt nach Kolchis.

Irgendwann kamen die Griechen auch in die Gegend des heutigen Mariupol. Der Islamisierungsdruck durch die Osmanen war so groß geworden, dass sie als Christen auswichen und mit den Krimtataren zusammenlebten. Doch sie gerieten unter russische Herrschaft. Zarin Katharina die Große hatte ihr Reich nach dem erfolgreich bestandenen Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774) bis in die südliche Ukraine, den Nordkaukasus und die Krim ausdehnen können. Sie hatte viel vor mit der Region Noworossija („Neurussland“) und stampfte ein paar Städte aus dem Boden der Steppenlandschaft, die später zu Metropolen werden sollten wie Odessa. Das Hinterland besaß die fruchtbare Schwarzerde, man brauchte mehr Schwarzmeerhäfen, um den Getreidehandel anzukurbeln. Die Kolonisierung der Region erfolgte nun unglaublich rasant.

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