Romy-Gala: „Geht scho, I hob di, Schatzi“

Die Romy-Preisträger des Abends.
Die Romy-Preisträger des Abends.ORF
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Ganze zwei Jahre ließ sie auf sich warten: Die 33. Romy-Gala ist wieder in die Wiener Hofburg zurückgekehrt. Emotionale Ehrungen gab es für Erni Mangold und Christian Wehrschütz.

Der rote Teppich ist nach zwei Jahren Pause wieder ausgerollt. Die Kameras blitzen und ja, auch Autogrammjäger hatten sich am frühen Samstagabend (bis spät in die Nacht hinein) wieder vor der Wiener Hofburg eingefunden. Coronabedingt musste der von der Tageszeitung "Kurier" vergebene Film- und Fernsehpreis Romy für zwei Jahre als Live-Event in der Hofburg pausieren. Am Samstagabend kehrte die Nacht der Romy wieder zurück. Der Ukraine-Krieg fand in vielen Reden seinen Ausdruck.

Der wohl emotionalste Moment des ganzen Abends war die Platin-Romy für ihr Lebenswerk an Erni Mangold. Und der fand, aufgrund des gesundheitlichen Zustands der Gewinnerin, gleich in den ersten zehn Minuten statt. Den tobenden Applaus des Publikums unterbrach die 95-Jährige - die mit ihrem Rollator später fidel von Tisch zu Tisch rollte - prompt mit einem energischen „Genug“. Schauspieler Tobias Moretti hielt als Überreicher des Preises eine herzergreifende Rede: „Es gibt kaum jemanden, der dieses Gesicht vor Augen und diese kratzige Stimme nicht im Ohr hat. In ihrem puren Alter verkörpert sie die Bockigkeit, die zu zähmen, sich niemand anzunehmen wollen würde. Erni würde eher auf den Preis verzichten, als auf das Mittel der Provokation“.

Romy 2022 - Der Oesterreichische Film- und Fernsehpreis
Romy 2022 - Der Oesterreichische Film- und FernsehpreisORF

Eine vererbte Romy

Mangold lauschte den Worten mit wässrigen Augen. Sie verschenkte bzw. „vererbte“ ihre Platin Romy schlussendlich Moretti. Unter anderem mit den Worten: „Vielleicht bin ich morgen nicht mehr da, aber irgendwann ist genug und das wäre mir auch sehr recht." Moretti begleitete anschließend die „stürmische und amazonenhaftige“ Erni Mangold mit den Worten „Geht scho, i hob di, Schatzi“, die Bühne hinunter. Mangold blickt auf eine rund sieben Jahrzehnte andauernde Theaterkarriere sowie auf mehr als 100 Auftritte in Film- und Fernsehproduktionen zurück.

„Bist du deppert. Was für eine Frau“, kommentierte der Moderator des Abends, Andi Knoll, die berührende Eröffnungsszene. Er moderierte stets bemüht und souverän durch den Abend, auch wenn manche Gäste sich zwischen den einzelnen Preisverleihungen lieber in den Gang auf ein Glas Wein und einen Plausch huschten, als sich auf Knolls Animationsversuche einzulassen.

Ein Abend in Zeichen des Kriegs

Nach einem kurzen Video, das die Demokratie kindergerecht darstellte, wurde Corinna Milborn der Romy-Preis der Jury überreicht. „Wo Milborn drinnen ist, ist Fake News draußen“, sagte Kurier-Kulturchef Georg Leyrer, der die Romy-Jury leitet. Milborn zeigte sich geehrt und sagte in ihrer Rede: „Österreich ist in den letzten zwei Jahren in der Pressefreiheit abgerutscht. Der Ukraine gilt unsere ganze Solidarität und Arbeit, weil dort sieht man, wie es ist, wenn der Journalismus nicht mehr funktioniert.“

Corinna Milborn bekam den Romy-Preis der Jury und mahnte Pressefreiheit ein.
Corinna Milborn bekam den Romy-Preis der Jury und mahnte Pressefreiheit ein.APA/TOBIAS STEINMAURER

Überhaupt war das die große Frage des Abends. Wie feiert man eine sorglose Gala in Smoking und langen Abendroben (heuer besonders im Trend: glitzernde Pailettenkleider), wenn knapp über 1300 km Luftlinie entfernt ein Krieg tobt? Antwort: In dem man ihn Teil des Abends macht. „Es gibt niemanden, der die Bilder aus der Ukraine nicht gesehen hat“, sagte Kurier-Chefredakteurin und Gastgeberin Martina Salomon als Einleitung für eine von gleich zwei Sonder-Romys, die an diesem Abend vergeben wurden. Sie ging an ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der seit Kriegsbeginn aus der Ukraine berichtet.  „Er ist kein Anchor, sondern Anker der Information. Danke für Ihre Arbeit. Sie zeigen täglich, welch hohen Wert Journalismus hat und wie verbrecherisch Krieg sein kann“, sagte Salomon, als sie Wehrschütz den Preis überreichte. Dieser bekam schon Standig Ovations als er auf die Bühne schritt und war dort zu Tränen gerührt. „Möge die nächste Romy im Frieden stattfinden“, sagte er.

Romy 2022 - Der Oesterreichische Film- und Fernsehpreis
Romy 2022 - Der Oesterreichische Film- und FernsehpreisORF

Die zweite Sonder-Romy ging an das Projekt „Nachbar in Not“, das vor 30 Jahren unter anderem von ORF, Rotem Kreuz und Caritas ins Leben gerufen wurde und ging damit auch an alle Österreicher, die seit 30 Jahren dafür spenden. Die Romy nahm der neuen Generaldirektor des ORF Roland Weißmann entgegen. Nicht ohne einen Seitenhieb auf Moderator Andi Knoll auf der Bühne zu machen und ihn „Robert Kratky“ zu nennen. Knoll hatte ihn vorher bei einer Zwischenmoderation gefrotzelt: „Sind Sie nicht der Schauspieler, der Kommissar von dieser Serie?“

Videobotschaft im Bademantel

Philipp Hochmair, der in der „Wannseekonferenz“ das absolut Böse verkörperte, gewann die Romy in der Kategorie „beliebtester Schauspieler Film“, der kurz vor Kriegsausbruch im ORF ausgestrahlt wurde. Als beliebteste Schauspielerin in der Kategorie Film gewann Maria Hofstätter für ihre Hauptrolle als unkonventionelle Gefängnislehrerin im Film "Fuchs im Bau".  Die beliebtesten Schauspieler in einer Serie oder Reihe waren Stefanie Reinsperger, die im Vorjahr ihren Einstand als neue TV-Kommissarin im "Tatort" feierte, und Nicholas Ofczarek, ("Die Ibiza-Affäre" und "Der Pass"). Alle drei konnten nicht persönlich anwesend sein und schickten Grußbotschaften, Reinsperger glücklich und erschöpft im Bademantel nach einer Premiere. Ihre erste Publikums-Romy unter der Kategorie „Entdeckung weiblich“ gewann Antonia Moretti. Sie stand im Vorjahr mit ihrem Vater Tobias Moretti im Zweiteiler „Im Netz der Camorra“ gemeinsam vor der Kamera.

Romy 2022 - Der Oesterreichische Film- und Fernsehpreis
Romy 2022 - Der Oesterreichische Film- und FernsehpreisORF

Die großen Society-Events sind zurück in der Stadt

Und sonst? Sind nach zwei Jahren Pandemie die großen Society-Veranstaltungen offenbar wieder wie gewohnt zurück in der Stadt. Mit bekannten Gesichtern wie Schauspieler Moritz Bleibtreu, Bully Herbig, Valerie Huber und Paul Pizzera, die zu den Gästen zählten, und all den Nebensächlichkeiten, die einem dann doch an so einem Abend auffallen: Moderatorin Silvia Schneider und Ex von Musiker Andreas Gabalier präsentierte ihren neuen irischen Freund. Schauspieler Peter Kraus, immerhin 83 Jahre alt, der die Romy im Vorjahr gewann, zeigte sich ebenfalls auf dem Event, Schauspielerin Birgit Minichmayr entkam dem Interview von Society-Reporter Dominic Heinzl, in dem sie auf der Treppe neben ihm vorbeilief und rief: „Es fängt gleich an“ und Schauspielerin Kristina Sprenger fiel angenehm mit einem weißen Anzug auf, den der Künstler Gerhard Fresacher bemalt hat.

Musiker Paul Pizzera und Schauspielerin Valerie Huber.
Musiker Paul Pizzera und Schauspielerin Valerie Huber.IMAGO/SKATA



Coronabedingte Berührungsängste gab es in der gut gefüllten Hofburg keine, auch nicht später auf der Tanzfläche. "Darf man sich freuen, wenn man weiß, dass ein paar hundert Kilometer entfernt Krieg herrscht?", hattes sich Lou Lorenz-Dittlbacher bei der Dankesrede ihrer Romy als „beliebteste Moderatorin Information“ vorher noch auf der Bühne gefragt. Sie kam zu dem Schluss: Man dürfe für kleine Momente - um Kraft für die Arbeit zu tanken.

Moderatorin Conny Kreuter, Schauspieler Peter Kraus und Ex-Skirennläuferin Elisabeth Görgl am Red Carpet.
Moderatorin Conny Kreuter, Schauspieler Peter Kraus und Ex-Skirennläuferin Elisabeth Görgl am Red Carpet.APA/TOBIAS STEINMAURER

Die Preisträger der Publikumspreise im Überblick:

Information: Lou Lorenz-Dittlbacher („ZIB“, „Sommergespräche“)
Unterhaltung: Hans Knauß („Österreich vom Feinsten“)
Sport: Alina Zellhofer („Sport am Sonntag“)
Beliebteste Schauspielerin Serie/Reihe: Stefanie Reinsperger
(Landkrimi: „Flammenmädchen“)
Beliebteste Schauspielerin Film: Maria Hofstätter („Fuchs im Bau“)
Beliebtester Schauspieler Film: Philipp Hochmair („Wannseekonferenz“)
Entdeckung weiblich: Antonia Moretti (u. a. Landkrimi: „Das Mädchen
aus dem Bergsee“)
Entdeckung männlich: Julian Waldner („Klammer – Chasing the Line“,
„Soko Kitzbühel“)

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