Quergeschrieben

Und plötzlich gilt der Pazifist als Zausel, der die Welt nicht versteht

Eben noch hieß es, Gewalt sei nie eine Lösung. Jetzt muss sich rechtfertigen, wer ein neues Wettrüsten für falsch hält.

Zur Autorin:

Rosemarie Schwaiger ist freie Journalistin und Autorin. Sie lebt in Wien und im Burgenland.

Sie schreibt ab sofort jeden Montag die Kolumne „Quergeschrieben". Mehr dazu lesen Sie hier

So etwas nennt man wohl ein Imageproblem: Der deutsche Pazifismus habe noch nie so alt ausgesehen wie jetzt, befand die „NZZ“ jüngst. Ein Kolumnist des „Spiegel“ lästerte über einen „Lumpenpazifismus“, der den „eigenen Befindlichkeitsstolz über das Leid anderer Menschen“ stelle. Im „Profil“ stand der schnörkellose Satz: „Das Gandhi-Prinzip der Gewaltlosigkeit führt zum Untergang.“ Der „Falter“ ließ die Leser raten, woran man zwei Veteranen der Friedensbewegung im Kaffeehaus erkennen könne: „Am Rauschebart und an dem dicken Stapel handschriftlicher Unterlagen, den die Gesprächspartner mitgebracht haben.“

Wir haben es bei Pazifisten also mit Zauseln zu tun, an denen die Realität vorbeigebraust ist wie ein schnittiger Tesla an einem klapprigen Hippie-Bus. In der öffentlichen Wahrnehmung liegt der Friedensbewegte derzeit irgendwo zwischen Zeuge Jehovas und Impfgegner. Mühsam, missionarisch, faktenresistent. „Fighting for peace is like fucking for virginity?“ Was für ein vorgestriger Quatsch!

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