KV-Verhandlungen

Gewerkschaft erhöht Druck auf Elektroindustrie

Arbeitnehmerseite fordert Prozent Erhöhung, die 12-Monats-Inflation lag bei 3,5 Prozent.  Die Zeit drängt, denn der neue Kollektivvertrag sollte ab 1. Mai gelten.

Die KV-Verhandlungen für gut 60.000 Beschäftigte der Elektro-/Elektronikindustrie sind Anfang April ins Stocken geraten, morgen stehen weitere Gespräche an. Im Vorfeld macht die Gewerkschaft heute mit einer BetriebsrätInnen-Konferenz mit etwa 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern "in der Seestadt" in Wien Druck, hieß es aus der Gewerkschaft PRO-GE. Die Zeit drängt, denn der neue Kollektivvertrag sollte ab 1. Mai gelten.

"Sollte die Arbeitgeberseite ein zufriedenstellendes Ergebnis im Sinne der ArbeitnehmerInnen blockieren, sind weitere über Betriebsversammlungen hinausgehende gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen", so die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) im Anschluss an die BetriebsrätInnen-Konferenz Montagmittag in einer Aussendung. Falls morgen keine Einigung erzielt werde, drohen die Arbeitnehmervertreter von Mittwoch bis Freitag mit weiteren Betriebsversammlungen.

Auch für den 2. Mai sind den Angaben zufolge vorsorglich bereits Betriebsversammlungen geplant. Diese werden - bei Bedarf - weitere gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen beschließen. Es könnte in Richtung Warnstreiks gehen. Bei der heutigen BetriebsrätInnen-Konferenz ging es vorerst nur um eine Resolution.

Die Gewerkschaft spricht jedenfalls von "verhärteten Fronten" zwischen den Sozialpartnern - sie fordert um 6 Prozent höhere Löhne und Gehälter. Die für die Verhandlungen relevante Inflationsrate - rollierender Durchschnitt der letzten zwölf Monate - liegt derzeit bei 3,5 Prozent.

Die Vorstellungen der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite könnten auch bei der morgigen, dritten Verhandlungsrunde zu weit auseinanderliegen. Die zweite Gesprächsrunde war nach fünf Stunden ergebnislos abgebrochen worden. Die Gewerkschafter haben vor allem die seit kurzem hochfliegende Inflation im Auge - zuletzt stieg die Teuerung auf 6,8 Prozent (März 2022) und war damit so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr.

Bei einer Pressekonferenz der Industriellenvereinigung (IV) warnte deren Generalsekretär Christoph Neumayer vor einer Lohn-Preisspirale. Eine solche dürfe nicht aus der aktuellen "Preis-Lohnspirale" entstehen. Die IV - selbst keine Verhandlerin - plädierte einmal mehr für steuer- und abgabenfreien Einmalzahlungen, damit die heuer wegen der immensen Teuerung besonders schwierigen KV-Verhandlungen friktionsfrei vonstattengehen.

Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), appellierte in einer Aussendung um Sachlichkeit aller Beteiligten."Die KV-Abschlüsse, die wir in unseren Bereichen mit den Arbeitgeber-Vertretern ausgehandelt haben, haben stets die Inflationsentwicklung berücksichtigt und abgedeckt. Das sind sozialpartnerschaftlich gemeinsam erzielte Erfolge, und es ist niemandem gedient, wenn man diese jetzt schlechtreden will", betonte Menz in Bezug auf Statements des Gewerkschafters und SPÖ-Politikers Wimmer.

Das gelte auch für die aktuell von den Arbeitgeber-Vertretern in den einzelnen Bereichen eingebrachten KV-Erhöhungen, so der Arbeitgebervertreter. "Die jetzige Situation ist ernst und verträgt kein Säbelrasseln. Viele Betriebe stehen aufgrund des hohen Kostendrucks gerade mit dem Rücken zur Wand", so Menz. Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industriebetriebe sei oberstes Ziel.

Menz argumentierte auch mit dem Halten der Beschäftigten in der Coronakrise. Es sei gelungen, die Beschäftigung bei rund 455.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern weitestgehend stabil zu halten. Dazu hätten vor allem kollektivvertragliche Arbeitszeitregelungen beigetragen, "zu einem Teil auch die Kurzarbeit. Diese wird ausschließlich deshalb umgesetzt, um Beschäftigung zu erhalten - dafür nehmen Industrieunternehmen einen hohen administrativen Aufwand und auch Kosten in Kauf, auf die sich sonst wohl kaum jemand freiwillig einlassen würde".

(APA)

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