Pizzicato

Wann die Musik vuabei is

Es fühlte sich wie Staatstrauer an: Vom Bundespräsidenten über den Bundeskanzler, der sich als Fan outete, bis zum Wiener Bürgermeister würdigte das offizielle Österreich das Leben und Werk des Willi Resetarits.

Viele formulierten in großen Worten, wo es im Jüdischen nur lapidar heißt: Er war a Mensch.

Als alles gesagt schien, erklang seine Musik. Folgerichtig war das „Pasticcio“ auf Ö1 eingerahmt von zwei Weisen aus dem vielseitigen Schaffen: „Alanech fia di“, der anrührenden Vertonung eines Artmann-Gedichts, und dem programmatisch-elegischen „Wann die Musik vuabei is“. Ö1 zeigte die Bandbreite eines Künstlers von der „Proletenpassion“ über den Ostbahn-Kurti bis zum Stubnblues. Nicht zu vergessen den Moderator und Musiktherapeuten, der auf Radio Wien sonntäglich „Trost und Rat“ gespendet hat. Das weckte nicht nur bei seiner Großfamilie daheim in Stinatz die Nostalgie.

Vor zwölf Jahren gab Resetarits in der österreichischen Botschaft in Washington – der näheren Heimat seines Idols Bruce Springsteen – ein Konzert mit dem Stubnblues. Obwohl im Publikum viele nicht wussten, wo die „Hammerschmidgossn“ liegt und worum es geht, war es ein Glanzpunkt. Springsteen hätte gewiss den Hut gezogen. Und hinterher ging es – eh klar – in die Blues-Bar Madam's Organ im Stadtteil Adams Morgan. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2022)

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