Twitter kann sich für eine Übernahme durch Elon Musk erwärmen. Dieser liefert sich indes ein Gefecht mit dem Microsoft-Gründer.
Der reichste Mensch der Welt, Tesla-Chef Elon Musk, und der viertreichste, Microsoft-Gründer Bill Gates, waren noch nie enge Freunde. Nach dem jüngsten Streit sieht es auch nicht danach aus, dass sie das so bald werden. Gates hatte angeregt, gemeinsam über Möglichkeiten zur Bekämpfung des Klimawandels nachzudenken. Musk hatte gemeint, das werde er keinesfalls tun, solang Gates auf einen Kursverfall von Tesla wette. Tatsächlich hat Gates Short-Positionen auf den E-Autobauer im Wert von einer halben Milliarde Dollar. Musk fand, man könne Gates' Engagement gegen den Klimawandel nicht ernst nehmen, wenn er gegen ein Unternehmen wie Tesla spekuliere.
Der Aktienkurs von Tesla hat tatsächlich einen Knick erlitten, seit Musk vor einigen Wochen bekannt gegeben hatte, neun Prozent von Twitter zu besitzen und eine Totalübernahme der Kurznachrichtenplattform anzustreben. Aktionäre sorgten sich, dass Musk die Übernahme möglicherweise teilweise mit dem Verkauf von Tesla-Aktien finanzieren könnte, auch fürchteten sie, Musk könnte Tesla weniger Aufmerksamkeit widmen.
„Witz“ auf Gates' Kosten
Musk und Gates hatten in der Vergangenheit schon einige Kontroversen ausgetragen. Während Musk die Corona-Einschränkungen der Regierungen als „faschistisch“ bezeichnete, meinte Gates, Musk verstehe von diesem Thema nichts. Musk wiederum hatte an Gates' hoher Intelligenz gezweifelt, als dieser geraten hatte, vorsichtig mit Investitionen in Bitcoin zu sein, sofern man weniger Geld als Musk habe. Zudem hatte Gates wiederholt die Weltraumambitionen von Musk, Amazon-Gründer Jeff Bezos und anderen Multimilliardären kritisiert. Die Menschheit habe seiner Meinung nach andere Probleme.
Kurze Zeit nachdem die Debatte der beiden Tech-Milliardäre über Klimaschutz und Tesla-Aktien an die Öffentlichkeit geraten war, erlaubte sich Musk einen äußerst geschmacklosen Witz auf Gates' Kosten: Er postete auf Twitter ein unvorteilhaftes Foto des Microsoft-Gründers neben einem Emoji (grafisches Symbol), das einen „schwangeren Mann“ darstellt, und spottete, bei diesem Anblick könnte man schnell eine Erektion loswerden. Gates hat sich bislang nicht dazu geäußert.
Musk fügte gleich selbst hinzu, dass wohl der „Shadow-Ban-Rat“ von Twitter über diesen Tweet urteilen werde. Ein „Shadow-Ban“ ist das Sperren eines Nutzers, ohne dass dieser es selbst merkt. Damit spielte Musk einmal mehr darauf an, dass es Twitter seiner Ansicht nach mit der Meinungsfreiheit nicht so genau nehmen würde.
Zu diesem Punkt hatte Musk auch seine 83 Millionen Follower auf Twitter abstimmen lassen. 70 Prozent hatten gemeint, dass es auf Twitter nicht genug Meinungsfreiheit gebe. Daraufhin hatte Musk bekannt gegeben, dass er mehr als neun Prozent an der Kurznachrichtenplattform übernommen habe und eine Totalübernahme anstrebe.
Höheres Angebot für Twitter?
Der Twitter-Verwaltungsrat hatte sich zunächst quergelegt und eine Gegenmaßnahme angekündigt, wonach alle Aktionäre außer jene, die mehr als 15 Prozent halten (also Musk, wenn er seinen Anteil aufstockt), billig zusätzliche Twitter-Aktien erwerben könnten.
Zuletzt sah es so aus, als könnte der Verwaltungsrat nun doch einlenken. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, stehen Musk und Twitter in ernsthaften Verhandlungen und könnten einen Deal noch in dieser Woche festzurren. Auch Bloomberg schrieb, dass Twitter offener für Musks Plan geworden sei, seit dieser vergangene Woche Finanzierungszusagen in Höhe von 46,5 Milliarden Dollar (43 Mrd. Euro) präsentiert hatte. Dabei handelt es sich um Kredite über 25,5 Mrd. Dollar, darüber hinaus will Musk Aktien im Wert von rund 21 Mrd. Dollar einbringen. Musk Vermögen beläuft sich zwar auf fast 260 Milliarden Dollar. Doch handelt es sich beim Großteil um Tesla-Aktien und -Optionen sowie um die Anteile an der Weltraumfirma Space X.
Indes dürfte auch noch über den Preis gestritten werden. Musk hatte mehrfach betont, dass sein Angebot von 54,2 Dollar pro Twitter-Aktie das letzte sein werde. Analysten sind jedoch der Ansicht, dass der Verwaltungsrat ab einem Preis von 60 Dollar pro Aktie einen Deal absegnen könnte. Die Twitter-Aktie wurde am Montag vorbörslich um 52 Dollar gehandelt, was bedeutet, dass die Aktionäre noch am Zustandekommen des Deals zweifeln.