Dem Präsidenten gelang die Wiederwahl am Ende noch recht souverän. Das täuscht freilich über die neuen Hürden für seine zweite Amtszeit hinweg.
„One more time“, schallte es bei der Wahlparty über das Marsfeld unter den Stelzen des Eiffelturms. Der Song der Band Daft Punk schien am Wahlabend wie maßgeschneidert für Emmanuel Macron. Doch der Jubel über die Wiederwahl des Präsidenten fiel schaumgebremst aus, und der frühere Überflieger kam ins Räsonieren. Die Euphorie und die Aufbruchstimmung, die der damalige „Wunderknabe“ bei der pompösen Siegesfeier vor fünf Jahren im Louvre ausgestrahlt hat, sind Ernüchterung, aber auch Erleichterung gewichen. Unter dem Motto „Le Pen verhindern“ kamen ihm die Leihstimmen zugute, die sich bei den Parlamentswahlen Mitte Juni wohl verflüchtigen werden.
Am Ende war es ein doch recht souveräner Sieg von beinahe 60 Prozent, der die berufsmäßigen Kassandras der Pariser Politszene Lügen strafte. Macron schaffte als erster Präsident seit Jacques Chirac vor 20 Jahren eine zweite Amtszeit – mithin eine zweite Chance. Dass mehr als 40 Prozent einer Rechtspopulistin die Stimme gegeben haben, ist indes ein Alarmsignal. In fünf Jahren, mit einem frischeren Gesicht und in einem moderneren Gewand – womöglich in Gestalt der Le-Pen-Nichte Marion Maréchal – könnte die extreme Rechte ans Tor des Élysée-Palasts klopfen.