Pizzicato

Männerfreunde und Mea culpa

Weltpolitik in der Sauna? Eher nicht. Bei dampfender Hitze und Aufgüssen dominieren kurzatmiger Small Talk und Tratsch.

Wie geht's den Kindern? Was macht das Knie? Oder man redet sich ein wenig in Rage über dies und das – auch über Lokalpolitik.

Wenn Männer saunieren, geht es oft um Sport. Wie bei Wladimir Putin und Gerhard Schröder. Bei Bier habe man über Fußball gefachsimpelt, bis es brenzlig wurde und Flammen aufloderten, plauderte Putin einmal über „Gas-Gerd“ aus, der neuerdings Klavierspielen lernt. Der Ex-Kanzler trank seelenruhig sein Bier aus. Das war er seinem legendären Spruch schuldig: „Hol mir mal 'ne Flasche Bier, sonst streik ich hier.“ Zur Männerfreundschaft mit Putin und seiner Rolle als Moskaus Cheerleader merkte er in der „New York Times“ flapsig an: „Ich mach nicht einen auf Mea culpa. Das ist nicht mein Ding.“ Das hat das Zeug zum neuen Kultspruch.

In Sachen Mea culpa ist Boris Johnson dagegen ein wahrer Meister – nur um nach der Beichte weiterzumachen wie zuvor. Eigentlich müsste der britische Premier, ein Party Animal, die halbe Zeit im Beichtstuhl sitzen. Das Männermagazin „GQ“ sammelte Dutzende Strafzettel des einstigen Autokolumnisten Johnson. Ein Männergespäch zwischen Schröder und Johnson in der Sauna – oder im Pub – stellen wir uns indessen kurzweilig vor. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2022)

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