KulissenGespräch

Grüne Gerüchte und der Charme des Duos

Gewessler soll nicht Kogler nachfolgen.
Gewessler soll nicht Kogler nachfolgen.Apa, Herbert Neubauer
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Warum Gewessler jetzt Kogler nicht nachfolgt, aber mittelfristig an die Doppelspitze rücken könnte.

Das Gerücht war schnell dementiert. Nein, Werner Kogler wird am Bundeskongress der Grünen am Samstag die Parteiführung nicht an Leonore Gewessler übergeben. Und zwar weder formell noch inoffiziell. Ersteres ginge nicht, da sich fristgerecht nur ein Kandidat für die Bundessprecher-Wahl angemeldet hat (nämlich: Kogler). Und Zweiteres wäre contre coeur: Dass bei den Grünen der Chef die Nachfolgerin diktiert, ist – egal, wie subtil – kaum vorstellbar.

Was dagegen sehr wahrscheinlich stimmt (und bereits berichtet wurde), ist, dass Gewessler im Nachgang des Bundeskongresses neben dem oberösterreichischen Grünen-Chef Stefan Kaineder zur Stellvertreterin von Werner Kogler wird. Entscheiden wird darüber der erweiterte Bundesvorstand. Das Aufrücken zur Vize ist auch ein Anlass, warum seit Wochen das Gerücht kursiert, Gewessler könnte mittelfristig – also nicht jetzt, aber vor den nächsten Wahlen – Nummer eins werden. Es ist aber nicht der einzige Grund.

Gerne weiblich

Denn auch wenn Kogler, wie die Grünen versichern, bei der jüngsten „Werner-Tour“ durch die Bundesländer keine Anzeichen von Amtsmüdigkeit gezeigt habe, ist der Parteichef in einem Alter (Jahrgang 1961), wo man über die Nachfolge nachdenken darf. Es ist zwar nicht zwingend, dass es nach ihm wieder eine Frau sein soll, gesehen würde es aber doch gern. Dass Gewessler für die Öko-Kern-Kompetenz steht, ist ihr Plus. Dass sie Quereinsteigerin ist, gilt zumindest nicht als absolutes Hindernis. Bei den Grünen ist Führung ohnehin eher Teamsache. Der Chef, die Chefin allein hat mäßig viele Kompetenzen.

Schwerer wiegt da, dass Gewessler nicht dem Typus der volksnahen, thematisch vielseitigen, launigen Wahlkämpferin entspricht. Wobei die Ministerin am Dienstag bei der Präsentation des Reparatur-Bonus verbal überraschte – mit fast poetischen Ausführungen über „Liebesgeschichten“ zu alten Waschmaschinen. Apropos Rhetorik: Mit der klappt es bei der Gaskrise ja nicht so recht. Auch intern finden manche, dass Gewessler hier genauer erklären, konkreter und proaktiver werden müsste. Besser kommt bei der Basis das Lobau-Tunnel-Aus an – das wiederum könnte sich rechtlich als Karriere-Bumerang entpuppen.

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