Leitartikel

Der Tag, an dem Wladimir Putin zu Europas Klimaschützer Nr. 1 wurde

Auch Windkraftwerke könnten in Europa künftig noch eine größere Rolle spielen.
Auch Windkraftwerke könnten in Europa künftig noch eine größere Rolle spielen.APA/AFP/JEAN-FRANCOIS MONIER
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Mit dem Gaslieferstopp erreicht der Kreml-Chef neuerlich das Gegenteil dessen, was er will. Er stößt Europa weiter weg von sich – und in Richtung Erneuerbare.

Den 27. April 2022 können Sie sich ruhig merken. Mit dem historischen Stopp der Gaslieferungen an Bulgarien und Polen beendet der russische Machthaber eine jahrzehntelange Lieferbeziehung mit dem Westen. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg hält Moskau sein Versprechen, Europa auch in schwierigeren Zeiten verlässlich Energie zu liefern, nicht ein. Damit zerstört Wladimir Putin nicht nur die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg seines Devisenbringers Gazprom auf dem Kontinent. Er begräbt auch die Naivität, die Europas Energiepolitik über Jahre geprägt hat. Viele Länder Europas, allen voran Österreich, haben für die billigen Gasimporte aus Russland gern ein Auge zugedrückt – und wachen nun mitten im Krieg in erdrückender Abhängigkeit auf.

Polen und Bulgarien bekamen Putins Willkür als erste EU-Mitglieder zu spüren, weil sie sich offen geweigert hatten, die eigenen Finanzsanktionen gegen den Kreml zu umgehen und Gas in Rubel statt Euro zu bezahlen. Aus europäischer Sicht ein Glücksfall, dass es die beiden Länder getroffen hat. Warschau und Sofia haben sich penibel auf den Tag X vorbereitet. Ihre Speicher sind voll, alternative Lieferanten schon unter Vertrag. Auch der Rest Europas muss daher nicht um sein Gas zittern. Aber es ist ein lauter Warnschuss des Kreml, gerichtet an jene westlichen Länder, die bisher zögern, ihm zu helfen, die eigenen Sanktionen zu umgehen.

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