Wir heizen nicht den Hof und schließen alle Türen

APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Nassrasur statt Elektrorasierer: Von nicht immer ernst gemeinten Appellen in der Ölpreiskrise, die wieder aktuell werden.

Die Älteren unter uns haben sich nie daran gewöhnt, dass die Energiewoche zu Semesterferien wurde. Statt weiterhin belächelt zu werden, dürfen wir aus aktuellen Gründen nun endlich ausufernd von früher erzählen, als Energiesparen so selbstverständlich war wie etwa der fleischlose Freitag. Die Maßlosigkeit kam erst später, auch als Reaktion auf den Sparefroh vermutlich.

Bruno Kreisky führte die Energiewoche 1973 im Jahr des Ölpreisschocks ein, um die Heizkosten der Schulen zu senken. Tempolimits und der autofreie Tag gingen ebenso auf seine Kappe, letzteres nur für ein paar Wochen, doch die Pickerl mit den Wochentagen, an denen das Auto stehen bleiben musste, blieben teilweise noch Jahre kleben. Auch der Verzicht auf den Rasierapparat zugunsten der Nassrasur war eine Erfindung des Sonnenkönigs, selbst wenn es scherzhaft gemeint war.

Was wir aus unserer Kindheit mitgenommen haben, sind Sparappelle aller Art: So heizt man nicht aus dem Fenster hinaus (und auch nicht „den Hof“), schaltet „unnötige Lichter“ aus, lässt keine Türen offen stehen und dreht die Heizung nur in Räumen auf, in denen man sich am meisten aufhält. So blieb das Wohnzimmer oft kalt, das Esszimmer sowieso, wenn man denn über eines verfügte. Wer fror, zog einen Pullover an (der kratzte).

Dass heute die Enkerl im Winter in T-Shirts und kurzen Hosen in der warmen Wohnung chillen, ist für deren Großeltern unverständlich. Ebenso, dass Fenster stundenlang gekippt werden und Stoßlüften daran scheitert, dass zu viel Zeug vor den Fensterläden herumliegt. Bequemlichkeit, Überfluss. Alles Dinge, die Jüngere von Eltern gelernt haben, die den ständigen Aufruf, nichts zu vergeuden und sich zu beschränken, satt hatten. Die es wohlig warm haben wollten in ihrer Wohnung und „Festbeleuchtung“ nicht als Kritik, sondern als etwas Schönes verstanden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.