Bilanz

Ein Rekord und neue Programme für die Grundlagenforschung

Der Wissenschaftsfonds FWF förderte 2021 so viele Projekte wie noch nie zuvor. 2022 startet mit „Emerging Fields“ eine Initiative, die risikoreiche Forschung unterstützen will. Für die Wissenschaftskommunikation soll es mehr Geld geben – um das Vertrauen in Forschung zu stärken.

„Zufrieden darf der FWF-Präsident nie sein“, sagt Christof Gattringer. Doch er tut es mit einem Lächeln. Die Welt entwickle sich ständig weiter – und damit auch die Wissenschaft. Daher gelte es, sich immer neue Ziele zu setzen und neue Programme zu entwickeln. Einen Grund für gute Laune liefert aber wohl die aktuell präsentierte Bilanz des Wissenschaftsfonds, der die Grundlagenforschung in Österreich fördert.
Im vergangenen Jahr wurden 4458 Forschende in 2588 laufenden Projekten gefördert – mehr als je zuvor. Möglich war das, weil das 2021 investierte Fördervolumen im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 256 Millionen Euro gestiegen war. Und wohin ging das Geld? Rund 104 Millionen Euro flossen in Naturwissenschaften und Technik, 94 Millionen in Biologie und und 57 Millionen in die Geistes- und Sozialwissenschaften.

Betrachtet man jedoch die Bewilligungsquoten, wird der Ton schnell wieder ernst: Die Nachfrage nach Fördermitteln für Grundlagenforschung stieg zuletzt nämlich wieder stärker als das zur Verfügung stehende Budget. Das bedeutet, dass eine Vielzahl exzellent bewerteter Projekte – die zuletzt einem Fördervolumen von 64 Millionen Euro entsprachen – nicht unterstützt werden konnten. Je nach Disziplin wurde überhaupt nur ein Fünftel der eingereichten Projekte genehmigt (siehe Grafik). „Tiefer darf das nicht mehr gehen“, sagt Gattringer. Denn mit der immer weiter aufklaffenden Schere zwischen Nachfrage und Budget verliere man an den heimischen Unis und Forschungseinrichtungen viel Potenzial.

Drei neue Wege zu Exzellenz

Umso erfreulicher die Ankündigungen zum neuen Programm „Emerging Fields“, das als Teil der Exzellenzinitiative „Excellent=Austria“ besonders innovative, aber auch mit höheren Risken verbundene Forschung fördern soll. Teams, die hier reüssieren, erhalten vier bis sechs Millionen Euro für fünf Jahre. Einreichungen sind ab Oktober möglich, die Förderentscheidungen sollen Ende 2023 erfolgen. Bereits Fahrt aufgenommen hat mit der Ausschreibung der „Clusters of Excellence“ das Flaggschiff der heimischen Exzellenzinitiative. Schon im Juni soll ein Konsortium eine Vorauswahl treffen, für Februar 2023 sind die finalen Hearings angekündigt. Pro Forschungsteam sollen für zukunftsweisende Großprojekte über zehn Jahre hinweg bis zu 70 Millionen Euro zur Verfügung stehen – eine Größenordnung, die alle bisherigen FWF-Förderungen übertrifft. Das dritte Standbein der Exzellenzinitiative, die „Austria Chairs of Excellence“, soll 2023 folgen. Damit will man exzellente Forschende aller Disziplinen für Österreich gewinnen.

Das Stimmungsbild ist fatal

Ein Sorgenkind bleibt die Wissenschaftsskepsis hierzulande. Seit dem im Herbst veröffentlichten fatalen Ergebnis des Eurobarometers ist jedenfalls Feuer am Dach. Die umfangreiche Studie attestierte der österreichischen Bevölkerung mangelndes Vertrauen und geringe Kenntnis des Wissenschaftssystems: In Österreich sieht man in der Forschung weder einen besonderen Nutzen, noch hat man Lust, mehr darüber zu erfahren. Forscherinnen und Forscher werden auch kaum als kluge Köpfe wahrgenommen – ein Stimmungsbild, das wohl auch in der Ablehnung von Expertinnen und Experten während der Pandemie zutage trat.

Dem will man nun entgegenwirken: Der FWF verdoppelt seine Mittel für Wissenschaftskommunikation auf 500.000 Euro pro Jahr. Damit sollen Forschende in „innovativen und originellen“ Formaten auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Und das könnten zunehmend Junge tun: Denn zwei Drittel aller geförderten Forschenden waren zuletzt unter 36 Jahre alt. Das entlockt dem FWF-Präsidenten dann doch wieder ein Lächeln.

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