Technologiekonzerne

Auch Amazon und Apple enttäuschen die Anleger

Cyber Monday operations at Amazon fulfillment center in Robbinsville New Jersey
Cyber Monday operations at Amazon fulfillment center in Robbinsville New JerseyREUTERS
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Die Tech-Konzerne leiden unter hohen Kosten, den China-Lockdowns und dem Ukraine-Krieg. Auch wächst die Sorge, dass die Zeit des starken Wachstums generell vorbei ist.

Waren die Erwartungen an Amazon nach dem Ausbruch der Covid-Krise überzogen? Diese Sorge plagte viele Anleger nach der Präsentation der Quartalszahlen des Onlinehändlers am Donnerstagabend. Die Aktie lag am Freitag vorbörslich um zeitweise neun Prozent im Minus. Vor einigen Wochen war bereits das Papier des Streaming-Anbieters Netflix in die Tiefe gerasselt, nachdem der Lockdown-Profiteur erstmals mit Kundenschwund zu kämpfen hatte.

Auch andere Techfirmen haben mit Gegenwind zu kämpfen. Vor zwei Tagen hatte Google-Mutter Alphabet mit einem Gewinnrückgang und einem vorsichtigen Ausblick angesichts des Ukraine-Kriegs die Anleger geschockt. Nun waren Amazon und Apple mit ihrer Zahlenvorlage an der Reihe, beide Aktien gaben nach.

Bei Amazon fiel der Betriebsgewinn im ersten Quartal von 8,9 Mrd. Dollar vor einem Jahr auf nunmehr 3,7 Mrd. Dollar. Der Umsatz legte zwar um neun Prozent auf 116,4 Mrd. Dollar zu, für Amazon-Verhältnisse ist das aber ein schwaches Wachstum.

Dem Unternehmen machen hohe Kosten zu schaffen, zum einen für Treibstoffe, zum anderen für die neuen Warenlager, in die Amazon großzügig investiert hat, als die Nachfrage infolge der Covid-Krise explodiert ist. Kritiker meinen, dass sich Amazon ein wenig übernommen haben könnte. Der ehemalige Amazon-Manager David Glick glaubt das nicht. Amazon habe wohl seine Kapazität ein bisschen schnell aufgestockt, werde aber bereits im Laufe des nächsten Jahres diese zusätzlichen Warenlager brauchen, sagte er zu Reuters. Dieser Ansicht ist auch Michael Pachter, Analyst bei Wedbush Securities.

Für das laufende Quartal gibt sich Amazon angesichts der weltweiten Konjunkturabkühlung und scharfen Konkurrenz im immer wichtiger werdenden Cloud-Geschäft zurückhaltend und geht von Erlösen zwischen 116 und 121 Mrd. Dollar aus. Das lag unter den Erwartungen von Analysten.

Goldman rät weiter zum Kauf

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Amazon nach Zahlen von 4000 auf 3700 US-Dollar gesenkt, die Kaufempfehlung aber beibehalten. Am Freitag wurde das Papier um 2500 Dollar gehandelt. Das erste Quartal des Online-Giganten sei solide gewesen. Allerdings warne der Konzern vor Gegenwind für die Profitabilität im ersten Halbjahr. Auf Sicht von zwölf Monaten bleibe die Aktie aber ein „Top Pick“.

Abschläge verzeichnete ebenfalls die Apple-Aktie, wenn auch geringere als Amazon. Der iPhone-Konzern rechnet damit, dass der Umsatz im laufenden Quartal vor allem wegen der Corona-Lockdowns in Shanghai um vier bis acht Mrd. Dollar niedriger ausfallen könnte. „Wir sind nicht immun gegen solche Herausforderungen“, sagte Konzernchef Tim Cook. Auch der Stopp des Geschäfts in Russland als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine werde das Umsatzwachstum bremsen, sagte Finanzchef Luca Maestri.

Im abgelaufenen Quartal konnte sich Apple noch erfolgreich gegen die globalen Probleme der Elektronikbranche stemmen und steigerte den Umsatz im Jahresvergleich um neun Prozent auf 97,3 Mrd. Dollar. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 25 Mrd. Dollar in den Kassen – knapp sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Es war Apples dritthöchster Quartalsgewinn. Den Rekord von 34,6 Milliarden Dollar hatte der Konzern erst im Vierteljahr davor erzielt.

Besonders stark war das Wachstum im Service-Bereich, in dem das Geschäft etwa mit Speicherdiensten, der App-Plattform, aber auch Musik- und Videostreaming gebündelt ist. Der Umsatz der Sparte wuchs um gut 17 Prozent auf 19,8 Milliarden Dollar.

Mehr iPhones verkauft

Beim wichtigsten Apple-Produkt, dem iPhone, legten die Erlöse um 5,4 Prozent auf 50,6 Mrd. Dollar zu. Nach Berechnungen des Marktforschers Canalys konnte Apple als einziger der großen Smartphone-Anbieter im vergangenen Quartal den Absatz erhöhen. Apple verkaufte demnach 56,5 Millionen Geräte – 7,8 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Die Elektronik-Industrie hat insgesamt mit Chip-Engpässen und anderen Problemen in den Lieferketten zu kämpfen. Bei Apple war bereits im vergangenen Quartal das iPad-Tablet betroffen, bei dem der Umsatz um zwei Prozent auf 7,65 Milliarden Dollar zurückging. Das Geschäft mit Airpods-Ohrhörern, der Computer-Uhr Apple Watch sowie mit Mac-Computern legte hingegen zu.

(b.l./ ag.)

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