Schellhorn am Samstag

Die Preise sind nicht das Problem, sie sind Überbringer einer Botschaft

Preise am Steigen zu hindern ist so schlau, wie ein Fieberthermometer auf 38 Grad zu beschränken. Es beruhigt zwar den Patienten, bekämpft aber nur das Symptom.

Wer die Bürger dieses Landes fragt, wie die galoppierende Inflation in den Griff zu kriegen wäre, bekommt eine glasklare Antwort: mit der schnellstmöglichen Einführung flächendeckender Preisobergrenzen. Einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie & Datenanalyse zufolge sind deutlich über 80 Prozent der Befragten dafür, dass der Staat den Anstieg der Energiepreise begrenzt.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Die Begeisterung geht quer durch alle politischen Lager, die Unterschiede in der Zustimmung lassen sich mit dem Elektronenmikroskop messen. Das ist überraschend, weil sich selbst linke Ökonomen kaum für die Einführung von Preisobergrenzen begeistern lassen. Auch sie wissen, dass der Preis nicht das Problem ist, sondern ein wichtiger Hinweisgeber. Preise senden uns Botschaften. Sinken sie, signalisieren sie ein Überangebot. Steigen sie, informieren sie uns über eine wachsende Nachfrage nach knappen Gütern.

Fehlende Preissignale führten die sozialistischen Planwirtschaften in den Abgrund. Wie viel etwas kostete, bestimmten nicht Angebot und Nachfrage, sondern die Partei. Deshalb wussten die verstaatlichten Betriebe auch nicht, was die Menschen dringend brauchten. Es wurde an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbeiproduziert. Einen Preisanstieg zu beschränken ist also ungefähr so schlau, wie ein Fieberthermometer auf 38 Grad zu beschränken. Es beruhigt vielleicht den Patienten, löst aber das dahinterliegende Problem nicht. Ganz im Gegenteil.

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