Akademietheater

Da kann sich Christian Kracht freuen

Barbara Petritsch als manipulatorische alte Mutter fährt mit ihrem Sohn (Johannes Zirner) Schlitten, metaphorisch gesprochen: Hier ist es ein Rollator.
Barbara Petritsch als manipulatorische alte Mutter fährt mit ihrem Sohn (Johannes Zirner) Schlitten, metaphorisch gesprochen: Hier ist es ein Rollator.Susanne Hassler-Smith
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Der Roman »Eurotrash« als Zwei-Personen-Stück im Akademietheater: Die Stärken, die Stimmung, die Essenz von Christian Krachts Original bleiben in kondensierter Form erhalten – selten gelingt eine Dramatisierung so gut wie hier.

Oh, Afrika! Ich habe immer die gestreiften Hinterteile der Zebras so gern gesehen. Am Ngorongoro-Krater“, sagt die Mutter in „Eurotrash“, dem jüngsten Roman des durch „Faserland“ berühmt gewordenen Schweizers Christian Kracht. Da geht der Sohn mit dieser alkohol- und tablettenabhängigen, psychisch kranken, egozentrischen und unglücklichen alten Frau im Taxi auf Tour – auch wenn sie nicht über das Matterhorn und Montreux hinauskommen. 600.000 Franken haben sie im Plastiksackerl mit. Man erlebt eine zum Verzweifeln vertrackte Mutter-Sohn-Beziehung, in der Resignation und Zärtlichkeit miteinander streiten, voller tragikomischer, berührender, auch befreiender Momente: mit unvergesslichen Szenen, etwa wenn der Sohn der Mutter den Darmbeutel wechselt oder wenn es Banknoten vom Berg regnet.

Erstaunlich gut erhält die Bühnenfassung, die am Freitag im Akademietheater Premiere hatte, die Stärken von Krachts Roman: die Eigenart des erzählenden Sohns, die Dialoge sowie die Situationskomik, die noch die traurigsten Szenen durchzieht. Wer den Roman gelesen hat, findet Stimmung, Essenz kondensiert wieder; wer ihn nicht gelesen hat, lernt sie hier kennen.

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