Ukraine-Krieg

Russischer Angriff zerstört Landebahn von Flughafen Odessa

Eine Bewohnerin von Mariupol vor den Trümmern eines Wohnblocks.
Eine Bewohnerin von Mariupol vor den Trümmern eines Wohnblocks. REUTERS
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Der ukrainische Generalstab vermeldet am Samstag neue russische Angriffe mit Schwerpunkt im Osten der Ukraine. Aus dem Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol sollen 20 Zivilisten gerettet worden sein.

Die Landebahn des Flughafens Odessa ist durch einen russischen Raketenangriff zerstört worden. Dies teilte die ukrainische Armee am Samstag mit. Der Einschlag eines russischen Marschflugkörpers habe die Landebahn unbrauchbar gemacht, hieß es. Odessa ist die letzte große Stadt am Schwarzen Meer, die noch von der Ukraine kontrolliert wird. Sie liegt nahe der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien, in der russische Soldaten stationiert sind.

Die ukrainische Armee meldete unterdessen Erfolge im Osten des Landes. Im Gebiet der Großstadt Charkiw seien vier Siedlungen zurückerobert worden, hieß es am Samstagabend. Zuvor waren neue russische Angriffe im Osten vermeldet worden. "Die Gefechte gehen weiter", es gebe für Russland aber keine Erfolge, heißt es. In der Nähe der Stadt Isjum in der Region Charkiw ziehe Russland weiter Truppen für den Angriff zusammen. Attackiert wurde in der Nacht auch Charkiw selbst. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von "taktischen Erfolgen" seiner Armee in der Region.

Russland meldet Raketenanschläge auf 17 Militärziele

Es gebe an mehreren Stellen Versuche der russischen Streitkräfte, ins Landesinnere vorzustoßen, teilte der Generalstab der Ukraine mit. Allerdings würden die Attacken abgewehrt. Im Gebiet Dnipro hätten russische Einheiten Ziele mit Raketen und Artillerie beschossen. Die russischen Streitkräfte stellen sich demnach teils neu auf und verstärken ihre Truppen. In den umkämpften Gebieten Luhansk und Donezk im Osten seien 14 Angriffe abgewehrt worden. Die ukrainischen Streitkräfte hätten elf Panzer, neun Drohnen und sieben Artilleriesystem vernichtet.

Russland berichtete indes von Raketenschlägen auf 17 ukrainische Militärziele am Samstag. Dabei seien "mehr als 200 Ukrainer getötet" worden. In der Nacht habe die russische Artillerie 389 Ziele in der Ukraine angegriffen, darunter 35 Kontrollpunkte, 15 Waffen- oder Munitionslager und mehrere Orte, an denen sich ukrainische Truppen oder Ausrüstung befunden hätten. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, vier Munitions- und Treibstofflager seien von russischen Raketen getroffen worden.

GB: Russische Truppen müssen sich neu aufstellen

Laut Berichten des britischen Militärs sind die Russen gezwungen, die Truppen neu zu sammeln. Das russische Militär habe erschöpfte Einheiten aus den gescheiterten Vorstößen zusammenlegen und umgruppieren müssen. "Viele dieser Einheiten leiden wahrscheinlich unter einer geschwächten Moral."

"Die Mängel bei der taktischen Koordination bestehen weiter", twitterte das britische Militär zur Lage in der Nordostukraine. Wegen der Schwäche der Einheiten und unzureichender Luftunterstützung könne Russland seine Kampfkraft nicht vollständig ausschöpfen. Russland hoffe, seine Schwierigkeiten bei der Invasion zu beheben, indem es die Truppen geografisch konzentriere, die Versorgungswege verkürze und die Führung vereinfache.

Beide Seiten berichten von Angriffen und Eroberungen

Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht mit seiner Artillerie 389 Ziele in der Ukraine angegriffen, darunter 35 Kontrollpunkte, 15 Waffen- oder Munitionslager und mehrere Orte, an denen sich ukrainische Truppen oder Ausrüstung befunden hätten. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, vier Munitions- und Treibstofflager seien von russischen Raketen getroffen worden.

Die ukrainischen Streitkräfte ihrerseits eroberten nach eigenen Angaben in der Nähe von Charkiw das "strategisch wichtige" Dorf Ruska Losowa zurück. Dem Verteidigungsministerium in Kiew zufolge brachten die ukrainischen Soldaten mehr als 600 Einwohner in Sicherheit.

Zudem setzt die Ukraine offenbar einzelne Nadelstiche gegen den übermächtigen Nachbar. Die russische Flugabwehr soll ein ukrainisches Flugzeug daran gehindert haben, in den Luftraum der Region Brjansk einzudringen. Dabei seien Teile eines Ölterminals von Beschuss getroffen worden, berichteten russische Medien. "Es gibt keine Opfer", sagte Gouverneur Alexander Bogomas. Bei dem Terminal sei ein Logistik-Gebäude beschädigt worden.

Russischer Gouverneur wirft Ukraine Beschuss von Grenzübergang vor

Die Ukraine soll zudem die grenznahe russische Region Kursk mit Granaten attackiert haben. Am Samstagnachmittag sei ein Grenzübergang in der Ortschaft Krupez mit Granaten angegriffen worden, teilte der Gouverneur der westrussischen Region, Roman Starowojt, mit. Russische Grenzsoldaten hätten das Feuer erwidert und den Beschuss so gestoppt. Verletzt worden sei niemand. Bereits am Freitag hatte Starowojt erklärt, seine Region sei von ukrainischem Gebiet aus beschossen worden.

Die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk berichtete, dass durch einen Gefangenenaustausch 14 Bürger, darunter sieben Zivilisten freigekommen seien. Unter den Freigekommenen sei eine im fünften Monat schwangere Soldatin. Zur Anzahl der im Gegenzug freigelassenen Russen äußerte sie sich nicht. Laut Wereschtschuk befinden sich 1000 Zivilisten und 700 Militärangehörige in russischer Gefangenschaft. Die Ukraine habe rund 700 russische Soldaten als Kriegsgefangene genommen.

Wie ist die Lage im Stahlwerk in Mariupol?

Laut dem ukrainischen Militär flog die russische Luftwaffe am Samstag Angriffe auf die Hafenstadt Mariupol, wobei insbesondere das Asowstal-Stahlwerk ins Visier genommen worden sei.

In den Bunkeranlagen der Industriezone sollen sich nach russischen Angaben rund 2500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben. Der Ukraine zufolge warten dort vor allem 1000 Zivilisten auf ihre Rettung, darunter auch Kinder.

Russischen Agenturen zufolge wurden am Samstag 25 Zivilisten aus dem Stahlwerk evakuiert, darunter sechs Kinder. Der Vizekommandant des ukrainischen Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, sprach später von 20 Frauen und Kindern, die das Werksgelände verlassen hätten. Kiew und Moskau hatten sich unter Vermittlung von UNO-Generalsekretär António Guterres bereit erklärt, einen humanitären Korridor für die Flucht der Zivilisten einzurichten.

(APA/dpa/Reuters)

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