Auf dem Wiener Rathausplatz ertönt heute wie jeden ersten Mai das „Liedder Arbeit“. Tatsächlich können so gut wie alle von uns von der Arbeit ein Lied singen: Sie prägt unser Leben, verleiht ihm Sinn, macht es zugleich mühsam. Manchmal macht sie sogar Spaß. Wir haben vier Menschen gefragt, was Arbeit für sie bedeutet.
Stimmt an das Lied der hohen Braut“, singen die Wiener Sozialdemokraten alljährlich am ersten Mai auf dem Rathausplatz. Die Braut ist die Arbeit, das „Lied der Arbeit“ – 1867 vom 21-jährigen Graveurgesellen Josef Zapf verfasst – geht so weiter: „der hohen Braut, die schon dem Menschen angetraut, eh' er selbst Mensch war noch. Was sein ist auf dem Erdenrund, entsprang aus diesem treuen Bund. Die Arbeit hoch!“
Hinter diesen berührenden Zeilen steckt, was Friedrich Engels 1876 als „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“ bezeichnet hat: die Idee, dass Arbeit nicht nur wichtig, sondern wesentlich für den Menschen ist. Jedenfalls nichts per se Schlechtes, nicht nur elende Plackerei wie in der biblischen Erzählung vom Paradies, aus dem Gott den Menschen wirft und dazu verflucht, sich fortan „im Schweiße seines Angesichts“ zu ernähren.