Deutschland gibt sein Veto gegen einen Importstopp von russischem Öl auf, Österreich zögert noch. Von einer raschen Umsetzung, wie sie Experten fordern, bleibt die EU weit entfernt.
Wien. Manchmal passt alles zusammen: Der russische Öltanker Sunny Liger musste eben erst unverrichteter Dinge vor dem Hafen Amsterdam kehrtmachen, da sich die Hafenarbeiter mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine geweigert hatten, das Schiff zu entladen. Zuvor hatten bereits ihre Kollegen in Schweden das Schiff abgewiesen.
Am heutigen Montag ist es an den Energieministern der EU-Mitglieder, es den Hafenarbeitern aus Europas Norden gleichzutun. Eine halbe Woche, nachdem Moskau Polen und Bulgarien den Gashahn abgedreht hat, muss die EU entscheiden, ob sie zumindest auf russische Ölimporte verzichten kann. Aktuell bezieht Europa ein Viertel seines Öls aus Russland, die Abhängigkeit ist deutlich geringer als bei Erdgas. Dennoch kauft die EU nach Schätzungen von Bruegel immer noch jeden Tag russisches Öl im Wert von etwa 450 Millionen Euro ein. Es ist vor allem die Sorge vor weiter steigenden Preisen an den Zapfsäulen, die etliche EU-Länder noch zögern lässt. Doch über das Wochenende sind die Chancen auf einen Ölboykott in Europa deutlich gestiegen.