Reporter ohne Grenzen

Taliban gratulieren zum Tag der Pressefreiheit

Im Ranking der Pressefreiheit stürzte Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban von Platz 156 auf Platz 180 ab. Trotzdem gratulierten sie.

Die jüngsten Nachrichten aus Afghanistan sind keine positiven: Es gibt Terroranschläge; seit Ende März wird Mädchen und Frauen Besuch weiterführender Schulen verwehrt; und im Ranking der Pressefreiheit, das am Dienstag von der Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht wurde, rutsche Afghanistan von Platz 156 auf Platz 180 ab. Trotzdem gratulierten die militant-islamistischen Taliban den Medien in Afghanistan anlässlich des heutigen Welttags der Pressefreiheit. "Die Landesmedien dürfen und können im Rahmen der Gesetze frei agieren", teilte Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid am Dienstag mit. 

Die reale Situation hat mit dieser Aussage wenig zu tun: Die Medienlandschaft Afghanistans, immer angepriesen als eine der großen Errungenschaften nach der internationalen Militärintervention, hat sich nach der Machtübernahme der Taliban dramatisch verändert. Hunderte Redaktionen oder Radiostationen haben der Internationalen Journalisten-Föderation zufolge ihre Arbeit eingestellt, mehr als 2000 Medienschaffende ihren Job verloren. Dutzende Journalisten sind in den vergangenen acht Monaten vorübergehend verhaftet worden, wenn sie etwa über Frauenproteste berichteten.

Reporter ohne Grenzen zufolge herrsche Zensur, viele Journalistinnen und Journalisten seien zur Zielscheibe von Gewalt und Einschüchterung geworden. Besonders zwei Institutionen der Taliban üben Druck auf Medienschaffende aus: Das neu gegründete Ministerium zum Erhalt der Tugend, das sich zuständig für die Festlegung moralischer Werte sieht, und der Inlandsgeheimdienst der Taliban.

Darum gab es auch prompt Kritik an der Gratulation der Taliban: In sozialen Netzwerken wurden die Islamisten auf ihren harten Kurs bei der Medienkontrolle und Einschränkungen der Pressefreiheit hingewiesen.

Taliban-Sprecher Mujahid wies die Kritik zurück. Schuld daran, dass so viele Medienschaffende ihren Job verloren haben, geben die Taliban alleine der wirtschaftlichen Situation.

(APA/dpa)

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