Morgenglosse

Hoffen auf Van der Bellen

Alexander Van der Bellen
Alexander Van der Bellen REUTERS
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Eine neuerliche Kandidatur des Bundespräsidenten brächte allen Parteien Vorteile.

Alexander Van der Bellen hält sich noch bedeckt. Ob der 78-Jährige im Herbst nochmals zu Bundespräsidentenwahl antreten wird, ist offen. Alle Anzeichen deuten aber darauf hin, dass der ehemalige Parteichef der Grünen eine zweite Amtszeit anstrebt.

Den Parteien dürfte das nicht so unrecht sein - und zwar allen. Für die Grünen wäre es ein großer Prestigegewinn, wenn einer der Ihren weiterhin das höchste Amt im Staat bekleidet. Aber auch für ÖVP und SPÖ wäre ein neuerliches Antreten Van der Bellens kein Nachteil. Beide Parteien sind recht zufrieden mit seiner Amtsführung und haben schon angekündigt, keinen Gegenkandidaten aufstellen zu wollen. Das ist angesichts einer möglicherweise bald kommenden Nationalratswahl finanziell von Vorteil: Ein weiterer Wahlkampf wäre teuer, eine Refundierung von Wahlkampfkosten gibt es im Gegensatz zur Nationalratswahl nicht. Zudem ist die Blamage von 2016 noch in guter Erinnerung: Damals haben es beide Parteien nicht geschafft ihren Kandidaten in die Stichwahl zu bringen.

Für die anderen Parteien bringt wiederum die Absage von SPÖ und ÖVP Vorteile: Sie hätten zwar gegen einen amtierenden Amtsträger keine Chance, die Wahl zu gewinnen, wohl aber können sie die mediale Aufmerksamkeit nützen, um sich zu profilieren und einen Kandidaten in die Auslage zu stellen. Die FPÖ kann ein neues Gesicht präsentieren (Norbert Hofer wird wohl nicht noch einmal gegen Alexander Van der Bellen antreten) und diverse Kleinparteien von der MFG bis zur Bierpartei werden sich in die Auslage stellen. Das kann gut funktionieren: Man erinnere sich, dass ein Richard Lugner einst bei der Präsidentenwahl 1998 fast zehn Prozent der Stimmen erreichte.

Und wenn sich Van der Bellen unerwarteterweise aus der Politik verabschiedet? Dann wird wohl in den Parteizentralen unerwartete Hektik ausbrechen. Dann müssen innerhalb kürzester Zeit aussichtsreiche Kandidaten gefunden und Wahlkampfstrategieen entwickelt werden. Gut vorstellbar, dass in den unterschiedlichsten Lagern auf eine neuerliche Kandidatur von Van der Bellen gehofft wird.

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