"Uglymugs"

Digitalplattform will Gewalt an Sexarbeiterinnen verhindern

In den Niederlanden will die Plattform "Uglymugs" Sexarbeitende vernetzen.
In den Niederlanden will die Plattform "Uglymugs" Sexarbeitende vernetzen. (c) 2020 Getty Images/ Dean Mouhtaropoulos
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In den Niederlanden soll eine neue Plattform mehr Sicherheit für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter schaffen. Gewalt und Diskriminierung sollen somit unterbunden werden. Könnte so eine Plattform auch in Österreich funktionieren?

Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sind in ihrer Tätigkeit oft einem hohen Risiko ausgesetzt. Physische Gewalt, Missbrauch und Übergriffe sind häufig in der Branche. In den Niederlanden will die digitale Plattform „Uglymugs“ die Sicherheit von Sexarbeiterinnen erhöhen und Gewalt präventiv verhindern.

Mitglieder der Plattform haben die Möglichkeit zu melden, falls sie von einem Kunden oder einer Kundin in Gefahr gebracht wurden und bekommen bei Bedarf Hilfe beim Erstatten einer Anzeige. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, in einer Datenbank mithilfe der Telefonnummer oder Emailadresse potenzieller Kunden zu recherchieren oder per Sms benachrichtigt zu werden, sollte jemand Gefährliches in der Nähe sein.

Verschlechterung in der Corona-Pandemie

„Die Plattform ist gemeinsam mit Sexarbeiterinnen entwickelt worden und soll die allgemeine Sicherheit in der Branche erhöhen“, so Projektleiterin Simone Temming. Finanziert wird die Plattform aus öffentlicher Hand, vom niederländischen Justizministerium. Entstanden ist das Modell in Australien, in Großbritannien gibt es die Plattform seit über zehn Jahren. Dort wurde das Angebot sehr positiv aufgenommen, 7000 Mitglieder verzeichnet die Plattform mittlerweile.

Grund für die Einführung auch in den Niederlanden waren die verschlechterten Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden während der Corona-Pandemie. „Solange Sexarbeit nicht wie jeder andere legale Beruf in den Niederlanden behandelt wird, müssen Sexarbeitende mit Stigma, Gewalt und einem schlechten Zugang zum Gesundheitssystem kämpfen“, so Temming, „Restriktive Gesetze und Auflagen verschlechtern die Situation weiter.“ So hätten laut einer Umfrage 45 Prozent aller Sexarbeitenden während der Corona-Pandemie Gewalt erfahren. 

Schon davor sei die Situation prekär gewesen. Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass nur 21 Prozent aller Sexarbeitenden, die Gewalterfahrungen gemacht haben, diese auch zur Anzeige gebracht hätten.

Ein Modell für Österreich?

Shiva Prugger vom der Berufsvertretung Sexarbeit Österreich (BSÖ) begrüßt die Idee hinter der Plattform. „Alles, was dazu beiträgt, den Schutz von Sexarbeiterinnen zu erhöhen, ist prinzipiell gut“, erklärt sie gegenüber der „Presse“. Allein das Wissen, dass es eine solche Plattform gibt, könnte dazu führen, dass Kunden ihr Verhalten ändern. „Allerdings müsste auch der Datenschutz von Sexarbeiterinnen gewährleistet werden. Da stellt sich die Frage, wieso sich eine illegal arbeitende Sexarbeiterin bei so einer Plattform registrieren sollte, wenn ihr daran gelegen ist, nirgends aufzuscheinen?“ 

Ähnlich kritisch sieht das auch Christian Knappik, Sprecher des Vereins Sexworker Forum. Eine Plattform wie „Ugly Mugs“ hält er in Österreich nicht für zielführend, durch öffentliche Förderungen könnte das Angebot auf legal tätige Sexarbeiterinnen beschränkt werden. Das von ihm administrierte Forum sexworker.at biete durch seine Niederschwelligkeit auch illegal tätigen Sexarbeiterinnen Möglichkeit zum Austausch. Dass weder ehemalige Kunden noch Lokalbetreiber das Forum für ihre Zwecke missbrauchen, wird durch persönlichen Kontakt mit den registrierten Sexarbeiterinnen sichergestellt. 

Angedacht ist dieses oder ein ähnliches Modell in Österreich derzeit sowieso nicht, gibt Marie-Theres Prantner von der AG Prostitution im Bundeskanzleramt Auskunft. Sie betont, dass auch illegal tätige Sexarbeiterinnen Rechtsschutz vor Ausbeutung oder Gewalt genießen und beispielsweise Anzeige erstatten könnten. Knappik zeichnet da ein anderes Bild: „Auch wir raten, bei Übergriffen zur Polizei zu gehen und begleiten auch, aber meistens ist der erste Satz ,Bitte keine Polizei!'.“

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