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Die beleidigte Scholz-Wurst

Als bei der 1.-Mai-Kundgebung des Gewerkschaftsbunds in Düsseldorf Sprechchöre von Störenfrieden und Kriegsgegnern auf Olaf Scholz hereinprasselten, hatte der Kanzler keinen Landesfürsten und Schirmherrn dabei wie zur gleichen Zeit seine Wiener Parteifreundin auf dem Rathausplatz.

Kein Kavalier und Leibwächter. Der Hanseat, ein Leisetreter, brüllte sich die Seele aus dem Leib.

Doch Scholz hatte seine Kräfte damit verausgabt. In einem Interview tat er hernach kund, dass er vorläufig nicht nach Kiew reisen würde – eine Retourkutsche für die Ausladung des Präsidenten, Frank-Walter Steinmeier. Oppositionsführer Friedrich Merz hielt das nicht davon ab, im Schlafwagen in die Ukraine zu tuckern.

Scholz hat sich derweil in den Schmollwinkel gestellt – ein typisch deutscher Terminus wie jener, mit dem ihn Andrij Melnyk bedachte. Der Kanzler sei eine beleidigte Leberwurst, ätzte der ukrainische Botschafter in Berlin. Wobei im Land der Würste – und Hanswürste – noch die Frage zu klären wäre, um welchen Typ von Wurst es sich bei Scholz genau handelt. Ob mit oder ohne Leber. Um eine bayerische Weißwurst? Eine Rostbratwurst aus Franken und Thüringen? Oder eher eine Currywurst, wie sie bei SPD-Politikern im Norden beliebt ist, zumal sie Nähe zur Arbeiterschaft suggeriert? Geplatzt ist die Scholz-Wurst indes allemal. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2022)

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