"The Souvenir II": Tilda Swintons Tochter als Filmstudentin

Honor Swinton Byrne in "The Souvenir: Part II".
Honor Swinton Byrne in "The Souvenir: Part II".(c) Jos Barratt
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In „The Souvenir II“ spielt Honor Swinton Byrne eine Filmstudentin. Vom 6. bis 11. Mai im Gartenbaukino.

Filme darüber, wie Künstler zu Künstlern werden, gibt es zuhauf – über Schriftsteller, Malerinnen, Musiker. Über Filmemacher weniger. Zwar ist der neugierige (und oft leicht spöttische) Blick hinter Drehkulissen bis heute beliebtes Filmmotiv, ein aktuelles Beispiel wäre Judd Apatows Komödie „The Bubble“ (Netflix). Den Werdegang von „Auteurs“, wie man zu Nouvelle-Vague-Zeiten alte und junge Meister der siebten Kunst nannte, setzt diese Kunst indes nur selten ins Bild – sei es aus Scham, Bescheidenheit oder Mangel an Selbstachtung.

Schade! Spannend sind solche Filmer-Filme allemal. Und sie können das Renommee des Berufsstandes anheben. Insofern erfreulich, wie ambitioniert die britische Regisseurin Joanna Hogg ihr autobiografisches Projekt „The Souvenir“ angelegt hat: 2019 feierte dessen erster Teil beim Sundance-Filmfest Premiere, 2021 debütierte der zweite in Cannes. Ein dritter soll folgen, das sehenswerte Mittelstück läuft am Wochenende und am 11. Mai im Wiener Gartenbaukino.

Selbstfindung hinter der Kamera

„The Souvenir: Part II“ dreht sich wieder um Hoggs Alter Ego, die junge Londoner Filmstudentin Julie. „Part I“ muss man nicht gesehen haben: Es reicht zu wissen, dass ein schwerer Verlust auf der Seele der Hauptfigur lastet. Die sensible (und immer noch unsichere) Filmkünstlerin in spe wird feinnervig gemimt von Honor Swinton Byrne; deren berühmte Mutter Tilda, eine alte Mitstreiterin Hoggs, erfreut erneut als Julies gut betuchte, bisweilen neurotisch fürsorgliche Mama.

Die Fortsetzung, die in den 1980er-Jahren spielt, wirkt episodischer als Teil eins. Jener gruppierte seine Momentaufnahmen aus dem Filmschulleben um die dramatische Achse einer tragischen Liebesbeziehung. „Part II“ fokussiert vollends auf die Herzensbildung und Selbstfindung Julies als Regisseurin mit Vision – die für ihre Kommilitonen jedoch oft rätselhaft bleibt. Zum einen, weil Julie sich mit dem Erklären schwertut. Zum anderen, weil die Leinwand-Lehrlinge hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt sind. Besonders Patrick (witzig: Richard Ayoade), der am Set gern das große Genie gibt und theatralisch herumpoltert, um seine Selbstzweifel zu kaschieren.

Beiläufig porträtiert „Souvenir II“ die Eigenheiten (und Eitelkeiten) eines sehr speziellen Milieus – mit leichtem Augenzwinkern, aber ohne satirische Überzeichnung. Und macht Julies Regiekonzept über die eigene Form nachvollziehbar: Hoggs Bildsprache besticht mit einer subtil verfremdeten, fast schon pointillistisch präzisen Künstlichkeit.

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