Klimawandel

Nächster Anlauf im Kampf gegen die Hitze in der Stadt

A woman rests on a surfboard at Alte Donau, an abandoned meander of river Danube during a heat wave in Vienna
A woman rests on a surfboard at Alte Donau, an abandoned meander of river Danube during a heat wave in ViennaREUTERS
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Die Stadt Wien hat am Mittwoch ihren Hitzeaktionsplan vorgestellt, bei dem vor allem vulnerable Gruppen vor der Hitze in der Stadt bewahrt werden sollen.

Noch ist sie nicht zu spüren, die Hitze der Stadt. In den Köpfen angekommen ist das Thema aber sehr wohl. Seit Jahren häufen sich die Maßnahmen, die die große Hitze in der Stadt bekämpfen sollen. Kein Wunder, hat sich die Zahl der Hitzetage (mit mehr als 30 Grad Celsius) in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt.

Die Einweihung neuer Nebelduschen ist mittlerweile ein beliebter Fototermin für Stadtpolitiker. „In den Jahren 1961 bis 1990 gab es im Schnitt 9,2 Hitzetage pro Jahr in der Stadt, zwischen 1991 und 2020 waren es schon 20,1 Hitzetage“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky am Dienstag bei der Präsentation des Hitzeaktionsplans. Mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und der Vorsitzenden des Wiener Klimarats Sigrid Stagl wurde der Leitfaden präsentiert, der sich an alle Bereiche der Stadt richtet und mit dem die Hitze mit kurz- und langfristigen Maßnahmen bekämpft werden soll.

„Wir haben die vierte Tagung des Wiener Klimarates hinter uns und befinden uns schon mittendrin in der Umsetzung des Klimafahrplans“, sagt Czernohorszky. (Den Klimafahrplan samt Rahmenstrategie 2040 gibt es seit Anfang des Jahres.) Und: Der Hitzeaktionsplan richte sich weniger an jene, die „über den dritten Urlaub im Jahr“ nachdenken, sondern an die, die sich das nicht leisten können und nur schwer der Hitze entfliehen können. Klimaschutz sei auch eine soziale Frage. Auf die Kälte der Stadt werde mit speziellen Maßnahmen für Obdachlose schon länger reagiert, sagt Hacker. „Wir sind im Sozialbereich auch mit dem Thema Hitze stärker betroffen, als das noch im 20. Jahrhundert der Fall war“, so Hacker.

Akute Maßnahmen

Der Hitzeaktionsplan ist eine 60-seitige Broschüre, die an alle Einrichtungen der Stadt verschickt werden soll und auch online unter www.wien.gv.at einsehbar ist. Darin sind kurz- und langfristige Maßnahmen aufgelistet. „Es gibt Akutmaßnahmen, die sich an verschiedene Einrichtungen richten, wie Rettung oder Bäder, und die jederzeit abgerufen werden können“, so Czernohorszky. Die Akutmaßnahmen richten sich vor allem an vulnerable Gruppen, wie ältere Menschen, Kleinkinder, Kranke, Obdachlose, Schwangere und Menschen, die im Freien arbeiten. Dazu zählen etwa das Bereitstellen von kühlen Räumen, die Verteilung von Wasserflaschen an Obdachlose, in Kombination mit dem Ausbau der Trinkbrunnen, oder auch die Nachbarschaftshilfe bei Hitzewellen. Die Akutmaßnahmen sollen im Herbst evaluiert werden und bei Bedarf in eine längerfristige saisonale Maßnahme umgewandelt werden.

Kurzfristige Maßnahmen

Zu den kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen zählt etwa der Ausbau der „Cooling Zones“, also gekühlten Räumen in frei zugänglichen Gebäuden, in denen man sich von der Hitze erholen kann. „Bis jetzt gibt es erst einen Raum in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz in einem Einkaufszentrum. Wir wollen aber andere Räumlichkeiten prüfen, die sich dazu eignen, wie zum Beispiel Schulen. Wichtig ist, dass es auch eine Infrastruktur gibt, wie Leseecken, damit sich Menschen dort gern länger aufhalten“, sagt Sylvia Berndorfer von der Bereichsleitung für Klima-Angelegenheiten in der Stadt Wien. Aber auch schattige Outdoor- und Parkarbeitsplätze mit WLAN-Zugang als Alternative zum überhitzten Büro oder auch das Verteilen einer „Heat Toolbox“ mit Informationen in verschiedenen Sprachen zum Umgang mit Hitze zählen zu solchen Maßnahmen. „Besonders wichtig sind Verhaltensmaßnahmen“, sagt Andreas Matzarakis von der Universität Freiburg, der ebenfalls Mitglied des Klimarates ist. „Die Mortalität steigt bereits ab dem zweiten, dritten Hitzetag.“

Langfristige Maßnahmen

Die Errichtung von neuen Parks und Grünflächen, eine Baumoffensive (25.000 Bäume bis 2025) und der Ausbau von Fotovoltaikanlagen zählen zu den langfristigen Maßnahmen, ebenso der Ausstieg aus fossilen Energieträgern, allen voran Gas. „Wien hat als einziges Bundesland einen Ausstiegsplan und will bis 2040 raus aus dem Gas“, so Hacker. Noch heuer soll es dazu einen Umsetzungsplan geben.

Auch bereits umgesetzten hohe Dämm-Standards in Geriatriezentren und Pflegewohnhäusern und die Installation von Außenjalousien sind wichtige Maßnahmen. Für Matzarakis sind Klimaanlagen speziell im privaten Bereich keine Lösung. Sie kühlen nur Innenräume, tragen zu noch mehr Hitze bei und brauchen viel Energie. Stattdessen könne man mit Verhaltensmaßnahmen wie dem richtigen Lüften oder Beschattung einiges bewirken.

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