Morgenglosse

Zinserhöhungen sind unerfreulich, langes Zögern ist es erst recht

Traders work on the floor of the NYSE in New York
Traders work on the floor of the NYSE in New York(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
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Niemand will Zinserhöhungen, schon gar nicht in schwierigen Zeiten. Genau deswegen sollte man nicht so lange damit zuwarten, bis wirklich große Erhöhungsschritte notwendig werden.

Ja ist das denn eine gute Idee, mitten in einer konjunkturell schwachen Phase die Zinsen zu erhöhen? Die US-Notenbank Fed hat es jedenfalls getan. Sie hat am Mittwochabend den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr angehoben. Er liegt nun in der Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent. Ende des Jahres könnte er gar bei drei Prozent zu liegen kommen. Das ist im historischen Vergleich nicht wirklich hoch, doch Hochzinsphasen sind schon lange her.

Auch in den 1970er Jahren war die Inflation entglitten, weswegen der damalige US-Notenbankchef Paul Volcker die Zinsen schließlich auf über 20 Prozent anhob. Es kam zu einer Rezession, die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe, doch die Inflation bekam man in den Griff. Die Bevölkerung goutierte das nicht: Volcker erhielt Morddrohungen, der damalige US-Präsident Jimmy Carter wurde nicht wiedergewählt. Die Frage, ob Volcker wirklich einen so radikalen Schritt hatte setzen müssen, ist jedoch die falsche. Er hätte es nicht tun müssen, wenn die Notenbank früher auf die jahrelang aus dem Ruder laufende Teuerung reagiert hätte.

Die meisten Experten glauben nicht, dass sich die Geschichte wiederholt. Doch dass die Europäische Zentralbank sich so lang Zeit lässt mit einer Erhöhung der Zinsen in Europa, die seit Jahren bei null liegen, verwundert dennoch. Niemand will Zinserhöhungen, schon gar nicht in schwierigen Zeiten. Deswegen sollte man damit nicht so lang zuwarten, bis wirklich große Erhöhungsschritte notwendig werden.

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