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Pfingsten feiern mit barocker Musik

Michael Schade, Tenor und künstlerischer Leiter, widmet sein heuriges Festival dem Thema „Eng(el)land“.
Michael Schade, Tenor und künstlerischer Leiter, widmet sein heuriges Festival dem Thema „Eng(el)land“.Daniela Matejschek
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Festival. Der heurige Titel der Internationalen Barocktage Stift Melk ist Programm: „Eng(el)land“ verspricht Barockmusik aus England mit himmlischen Themen.

Melk. „Eng(el)land“ – dass heuer ein Wortspiel zum Titel für die Internationalen Barocktage Stift Melk wurde, kommt nicht von ungefähr: Michael Schade, der berühmte Tenor und künstlerische Leiter dieses Festivals, hat für Pfingsten 16 Konzerte programmiert, von denen sich einige auf das Barock in England beziehen. Es war die Zeit Georg Friedrich Händels, Henry Purcells und John Dowlands, die allesamt ganz unterschiedliche Impulse für die Entwicklung der dortigen Musik des 17. Jahrhunderts gaben. Schon vor zwei Jahren hatte Schade diesen Schwerpunkt geplant, coronabedingt wurde er verschoben – um jetzt zu Pfingsten nachgeholt zu werden, weshalb der Festivaltitel den Zusatz „at last“ bekommen hat. Das Stift Melk ist nicht nur Spielort, sondern ein Gemälde in demselben war auch Inspiration für den Titel – ist hier doch eine allegorische Darstellung Englands mit dem gleichnamigen Schriftzug versehen. Außerdem habe ihn, so Schade, „die Magie der englischen Barockmusik mit ihrer Theatralik und ihrer lyrischen Art schon seit jeher fasziniert. Zugleich begeistert mich die spielerische Doppeldeutigkeit des barocken Zeitalters. Barockmusik spiegelt das Leben in all seinen Gefühlslagen wider; mit ihrer schwingenden Leichtigkeit berührt sie uns genauso wie durch tief empfundene Melodien von Liebe und Schmerz.“

The Tallis Scholars treten in dem Konzert „Angeli, Archangeli“ auf.
The Tallis Scholars treten in dem Konzert „Angeli, Archangeli“ auf.Nick Rutter

Auf die titelgebenden Engel bezieht sich eines der Hauptkonzerte des Festivals, das am Pfingstmontag unter dem Titel „Angeli, Archangeli“, also „Engel, Erzengel“, in der Stiftskirche stattfindet. Dabei wird das international renommierte Vokalensemble The Tallis Scholars auftreten und Werke englischer Komponisten wie ihrem Namensgeber Thomas Tallis präsentieren. Außerdem spielt die Organistin Aurore Baal barocke Werke ebenso wie eine Uraufführung von Christian Dachez.

Projekt "OffRoad Barock".
Projekt "OffRoad Barock".Daniela Matejschek

Popsongs und Barockzeit

Brücken zwischen der Zeit des Barock und dem Heute zu schlagen – auch das ist stets ein Anliegen der Internationalen Barocktage Stift Melk. Dies wird unter anderem mit dem Projekt „OffRoad Barock“ umgesetzt. Dabei werden Texte des großen Lautenisten und Komponisten des Elisabethinischen Zeitalters, John Dowland, im Wiener Dialekt erklingen und seine Melodien zu Popsongs und Jazzkompositionen transformiert. Interpretiert wird dies vom Agnes Palmisano Trio rund um jene Sängerin, die für die Revitalisierung des Wiener Dudelns bekannt ist und die in Dowland eine Art frühen Seelenverwandten entdeckt hat.

Außerdem haben die Sängerin Lena Kuchling und der Bassist Georg Buxhofer eine Formation um sich geschart, die die Klänge aus dem 17. Jahrhundert in die Welt der Folk- und Jazzmusik holen.

Agnes Palmisano ließ sich durch die Musik von John Dowland inspirieren.
Agnes Palmisano ließ sich durch die Musik von John Dowland inspirieren. Pia Klawatsch

Ebenso der Musik John Dowlands ist ein stimmungsvolles Nachtkonzert mit dem Titel „Come Again“ am Pfingstsamstag im Altarraum der Stiftskirche gewidmet, in dem Michael Schade mit dem Lautenisten Luca Pianca und der Flötistin Giulia Genini Ohrwürmer dieses Komponisten zum Besten gibt. Schade ist auch ein weiteres Mal selbst unter den Interpreten seines Festivals, dem er seit 2014 als künstlerischer Leiter vorsteht. So schlüpft er im Eröffnungskonzert in die Rolle des Aeneas, wenn Henry Purcells Oper „Dido and Aeneas“ semikonzertant aufgeführt wird. Alexander Hauer, der auch Intendant der Sommerspiele Melk ist, wird inszenieren. Für den Orchesterklang sorgt der Concentus Musicus, der den Barocktagen seit 2014 als Residenzorchester eng verbunden ist. An dessen Pult wird Stefan Gottfried stehen, an der Seite von Michael Schade die kanadische Mezzosopranistin Wallis Giunta Dido verkörpern. Einblicke in die Planungen des Festivals können Besucher bei „Prima Colazione“ bekommen, wenn Schade bei einem musikalischen Frühstück am Pfingstmontag in ungezwungener Atmosphäre über die Programmierung und Umsetzung der Barocktage spricht und zum Gedankenaustausch einlädt. Er wird dabei vom Ensemble Lavriero musikalisch unterstützt. Der Concentus Musicus seinerseits ist ein weiteres Mal zu Gast, wenn Londons „musikalische Gastarbeiter“ im Mittelpunkt stehen. Unter der Leitung von Stefan Gottfried und mit Mezzosopranistin Olivia Vermeulen präsentiert der Klangkörper Werke von Georg Friedrich Händel, Francesco Geminiani und Johann Christoph Pepusch und forscht somit auf eigene Weise nach, wie diese in England Fuß fassten.

Unbekannte Facetten eines Engländers zeigt die lautten compagney Berlin in „Time Travel – 50 Shades of Purcell“ auf. Die Musik des Komponisten Henry Purcell wird von Asya Fateyeva mit einem Saxophon ergänzt – ein Instrument, das es zwar noch nicht gab, als die Musik komponiert wurde, das aber wie gemacht für Purcells fantasievolle Kompositionen erscheint.

Unter den zahlreichen international renommierten Künstlern ist auch Dorothee Oberlinger, die der Blockflöte als wichtiges Instrument neuen Ruhm einbringt und mit Vittorio Ghielmi unter dem Titel „Celtic Baroque“ ein genre- und grenzübergreifendes Konzertprogramm zusammengestellt hat, das keltische Einflüsse in der englischen, schottischen und irischen Barockmusik zum Thema hat. Pianist Paul Gulda wird außerdem am Pfingstsonntag den Gartenpavillon mit Cembalo-Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert erfüllen.

Musikalische Jonglage

Die Einbindung auch des jüngeren Publikums ist bei den Barocktagen Stift Melk ein großes Anliegen. So gibt es bereits im Vorfeld des Festivals am Mittwoch und Donnerstag, 1. und 2. Juni, Unterhaltung bei den „Barocktagen für Kinder“. Ein witziges Mitmachkonzert für Familien mit Kindern ab fünf Jahren steht unter dem Motto „Auf die Flöte, fertig, tuuut!“.

Auch für die Jüngsten gibt es ein Programm in Melk.
Auch für die Jüngsten gibt es ein Programm in Melk. Heindldesign

Der Flötist Gabor Vosteen zaubert, jongliert und musiziert, Letzteres auf bis zu fünf Flöten gleichzeitig. „Vosteen bringt nicht nur seine Instrumente, sondern eine große Portion Komik und verblüffende Zauberkunst mit“, beschreibt Intendant Michael Schade den Programmpunkt.

Auch aufseiten der Künstler steht die Förderung der Jugend im Blickpunkt. Zum zehnten Mal wird der Internationale Johann Heinrich Schmelzer Wettbewerb ausgetragen, bei dem jungen, aufstrebenden Talenten ein Podium geboten wird und sie vor einer hochkarätigen Jury unter dem Vorsitz von Michi Gaigg ihr Können im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis unter Beweis stellen sollen. Aus insgesamt 53 Einreichungen wurden 15 Bewerberinnen und Bewerber ausgewählt, die in Melk während des Festivals erst im geschlossenen Kreis vorspielen. Die Finalistinnen und Finalisten werden sich dann vor dem Publikum behaupten, wenn das „Combattimento Musicale“ am Samstagnachmittag im Barockkeller auf dem Programm steht. Die Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen abschließend auch ihre Favoriten küren. Der Hauptpreis ist mit 5000 Euro dotiert, zudem haben die Mitspielenden die Möglichkeit, für die Barocktage in einem der Folgejahre verpflichtet zu werden.

Eine Verbindung zur Jugend, zur Gegenwart und zur Bildenden Kunst möchte man durch das Medienprojekt „baroXmedia“ schaffen, in dem Studierende des Studiengangs Digital Design der FH St. Pölten eine multimediale Ausstellung gestalten, die die Architektur des Stifts Melk einbindet, kommentiert und neu interpretiert. Die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St. Pölten wurde 2019 ins Leben gerufen und wird nun fortgesetzt. Studierende der Masterklasse „Experimentelle Medien“ des Studiengangs Digital Design werden den historischen Gartenpavillon am Pfingstsamstag in einen zeitgenössischen Kontext setzen. So wird der Raum mit Virtual- und Augmented-Reality-Elementen neu erlebbar gemacht. Dieses Projekt soll einen Bezug zur Idee des Gesamtkunstwerks herstellen, die im Barock eine wesentliche Rolle spielte.

Auf einen Blick

Internationale Barocktage Stift Melk 2022

Fr., 3. bis Mo., 6. Juni 2022

Barocktage für Kinder (im Vorfeld): Mi., 1. Juni & Do., 2. Juni 2022

16 Konzerte (inkl. der „Barocktage für Kinder“ und der Frühstücksmatinee „Prima Colazione“)

Spezialformate: „OffRoad Barock“, „Barocktage für Kinder“, „Prima Colazione“, „baroXmedia“

Karten:

Wachau Kultur Melk GmbH, Jakob-Prandtauer-Straße 11, 3390 Melk

Tel. +43 (0) 2752 / 540 60; office@wachaukulturmelk.at

Öffnungszeiten Kartenbüro:

Mo-Fr, 09:00 bis 12:00 Uhr

Web: www.barocktagemelk.at

Information

Der Artikel entstand mit finanzieller Unterstützung von Wachau Kultur Melk GmbH.


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