Einspruch

Putins Ministrant, der die Macht so liebt

Russia Orthodox Easter 8174135 24.04.2022 Russian Orthodox Patriarch Kirill conducts the Easter service at the Christ T
Russia Orthodox Easter 8174135 24.04.2022 Russian Orthodox Patriarch Kirill conducts the Easter service at the Christ T(c) IMAGO/SNA (IMAGO/Pavel Bednyakov)
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Patriarch Kyrill, dem jetzt EU-Sanktionen drohen, teilt einen tiefen Hass mit dem russischen Präsidenten.

Wir beten hier zwischen den Särgen von Zaren und Zarinnen“, predigte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche am 3. Mai in der Erzengel-Michael-Kathedrale des Kreml. „Es gab keinen einzigen Verräter unter ihnen, alle dienten dem Vaterland nach bestem Wissen und Gewissen.“ Sie hätten „die Last der großen Verantwortung für die historische Existenz unseres Landes“ getragen – eines Landes, das „noch nie jemanden angegriffen“ habe: „Es hat immer nur seine Grenzen verteidigt.“

Kyrills Botschaft ist klar und wie gewohnt: Der Angriffskrieg ist kein Angriffskrieg, und Präsident Putin steht in der Reihe der Zaren. Im Patriarchen, der die Russen aufruft, sich um die Staatsmacht zu scharen, und die Nato beschuldigt, Russen und Ukrainer in den Bruderkrieg getrieben zu haben, hat Putin eine immense ideologische Stütze.
Sanktionen gegen ihn, wie sie die EU nun plant, sind also nicht abwegig, auch wenn sie ein Präzedenzfall wären. Noch nie hat Europa gegen ein geistliches Oberhaupt Sanktionen verhängt, außer gegen die auch staatlich amtierenden iranischen Ayatollahs. In Russland hingegen herrscht offiziell Trennung von Kirche und Staat. Tatsächlich aber ist Kyrill seit Jahren, was Papst Franziskus ihn soeben erst ermahnte, nicht zu werden: „Putins Ministrant“.

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