Sozialwissenschaften

Täter hatten die Wissenschaft als Komplizin

Das Stadttheater Klagenfurt zeigt derzeit das Stück „Nicht sehen“ über den „Fall Wurst“. Es basiert auf der Forschung dazu.
Das Stadttheater Klagenfurt zeigt derzeit das Stück „Nicht sehen“ über den „Fall Wurst“. Es basiert auf der Forschung dazu.Stadttheater Klagenfurt / Karlheinz Fessl
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Von 1950 bis 2000 waren Kinder und Jugendliche in Einrichtungen des Landes Kärnten massiver Gewalt ausgesetzt. Wie konnte es dazu kommen? Antworten liefert eine nun als Buch publizierte Studie der Uni Klagenfurt.

Es ist ein schmerzliches Kapitel der Kärntner Landesgeschichte, des Gesundheitswesens und auch der Wissenschaft. Ein Systemversagen auf allen Ebenen, in dessen Zentrum der Kinderarzt Franz Wurst und ein ungeahntes Ausmaß an Gewalt gegen ihm anvertraute Minderjährige stehen. In einem an der Uni Klagenfurt angesiedelten Projekt unter der Leitung der Soziologin und Bildungswissenschaftlerin Ulrike Loch (Freie Uni Bozen) wurden die Geschehnisse der Jahre 1950 bis 2000 aufgearbeitet. Nun liegen die Resultate in Buchform vor („Im Namen von Wissenschaft und Kindeswohl“, Studien-Verlag, 390 Seiten, 29,90 €).

Was damals alle sahen: den vielerorts hofierten Franz Wurst, seit 1951 Leiter des fürsorgeärztlichen und heilpädagogischen Diensts in Kärnten. Er habilitierte sich und wurde Primar der heilpädagogischen Abteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt. Wurst lehrte an den Unis Wien und Klagenfurt und war Gerichtssachverständiger. Was niemand sehen wollte: Vergewaltigung, Faustschläge ins Gesicht, Aufessen-Müssen bis zum Erbrechen, Verbrennen mit Zigaretten, Verdreschen, Sich-nackt-ausziehen-Müssen.

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