Krise als Chance

Vermittelt kreatives Denken!

Auch beim Personal Computer, um ein symbolhaftes Beispiel zu nennen, stand ganz am Anfang die Vision.
Auch beim Personal Computer, um ein symbolhaftes Beispiel zu nennen, stand ganz am Anfang die Vision. Getty Images
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Visionäre Unternehmungsführung findet sich noch nicht explizit in denLehrplänen oder als Studium an österreichischen Unis. Experten finden, es wäre höchste Zeit.

Risken auch in Krisenzeiten einzugehen und Visionen für neue Geschäftsfelder und -modelle zu entwickeln – das wären gute Motoren für die Wirtschaft. Während sich Universitäten im Ausland dem Thema in ganzen Studienzweigen widmen, sucht man danach an heimischen öffentlichen Universitäten vergeblich.

Zwar finden sich Lehrgänge und Studien zum Thema strategisches oder Innovationsmanagement vereinzelt an öffentlichen und privaten Universitäten, etwa an der Uni Innsbruck oder der New Design University in St. Pölten. Doch visionär zu denken, also Zukunftsbilder zu zeichnen und Ideen zu entwickeln, wird eher beiläufig vermittelt.

Karim Taga, Spezialist für Disruption bei der Unternehmensberatung von Arthur D. Little, ortet den Grund für die visionäre Trägheit des österreichischen Bildungssystems in der Historie: „Der Staat war immer da, um Jobs zu sichern, deshalb ist er bei allen großen Institutionen beteiligt.“

Lieber ein sicherer Job als Risiko – dieses Motto ist noch in vielen Köpfen verankert. Das unterstreicht Markus Reitzig, Professor an der Uni Wien. „Diejenigen Studenten, die am liebsten direkt nach dem Abschluss in einem Großunternehmen pragmatisiert würden, sind auch in anderen Zeiten eher risikoavers und linientreu. Die anderen sehen ohnehin in jeder Krise auch die Chance“, weiß er aus Erfahrung. „Meine Arbeitsgruppe und ich unterrichten beispielsweise Unternehmensstrategie im Rahmen des BWL-Studiums an der Universität Wien. Da trifft man auf unterschiedlichste Studenten mit unterschiedlichsten Ambitionen.“

Visionen entstehen aus Wissen

Risikofreude zu lehren, so Reitzig weiter, sei schwierig, denn sie ist keine Fähigkeit, sondern gelebtes Verhalten und eine Persönlichkeitseigenschaft: „Kreatives Denken, um einmal die Kirche im Dorf und die Visionen in der Klinik zu lassen, lernt man möglicherweise schon bei uns. Das erwirbt man überall da, wo man die Möglichkeit bekommt, Wissen aus unterschiedlichen Subdomänen zu kombinieren.“ Was es brauche, sei tiefe Kenntnis in einigen Bereichen und die Möglichkeit, Spezialwissen zu integrieren und zusammenzuführen. Das passiere teilweise bereits innerhalb eines Studienganges, etwa bei der Spezialisierung Unternehmensführung, die Aspekte aus dem Controlling, der Organisationslehre oder des Marketings integriere.

Reitzig beobachtet an heimischen Unis auch weiteres Umdenken, zum Beispiel werden interdisziplinäre Programme gefördert – ein Beispiel sei „Entrepreneurship@Uni Vienna“, bei dem sich Studenten und angehende Doktoranden unternehmerische und technologische Kompetenzen aneignen. Jonas Puck, Professor an der WU Wien, verweist wie Reitzig auf vorhandene Studienzweige. „Im BWL-Studium ist man bestens aufgehoben, wenn man Entrepreneur werden möchte. Zwei der drei Jahre des Bachelor-Studiums lernt man Basiswissen, ohne das es nicht geht“, erklärt Puck. Man müsse lernen, Risken richtig zu bewerten, bevor man welche eingehe.

Umdenken gefragt

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Visionäres Denken sollte an den Unis Einzug in Curricula bestehender BWL-Studien halten, meint Puck, der selbst in mehreren Studien vertreten ist. „In den Master-Programmen, die ich selbst recht gut kenne, darunter Innovation and Management Control, lernen Studierende, Risken einzugehen. Das sollte über einzelne Kurse hinweg ein integraler Bestandteil im Curriculum sein.“ Zudem hält Puck eine Lehrveranstaltung mit dem Unternehmer Michael Tojner, in der Studierende lernen, wie Entscheidungen im internationalen Management getroffen werden. „In meinen Vorlesungen ermutige ich dazu, Neues zu entdecken, Ideen zu verfolgen und die Kreativität einfach laufen zu lassen.“

Wer nicht auf einen Paradigmenwechsel an den Unis warten möchte, kann ins Ausland ausweichen oder um 32.000 Euro folgenden neu konzipierten Lehrgang besuchen, der im Mai startet: Bei dem zweijährigen berufsbegleitenden Executive MBA in Visionary Leadership and Futures Thinking ging das Salzburger Institut für Management IfM eine Partnerschaft mit der finnischen Universität Turku ein. „Ein solches Programm existierte bisher in Österreich nicht, deshalb haben wir die Kooperation gestartet“, sagt Wolfgang Reiger vom IfM.Studienprogramme (Auswahl):

► Design Thinking & Innovation, NDU St. Pölten, www.ndu.ac.at

► MSc Strategic Management and Innovation, Uni Innsbruck, www.uibk.ac.at

► Innovationsmanagement, Donau-Uni Krems, www.donau-uni.ac.at

► Executive MBA in Visionary Leadership and Futures Thinking, IfM Salzburg, www.imf.ac.at

► www.entrepreneurship.univie.ac.at

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