Expedition Europa

An der Grenze zur Ukraine: Kann man einen wie mich hereinlassen?

(c) imago images/NurPhoto (Denislav Stoychev via www.imago-images.de)
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Ich wollte die bulgarische Minderheit im ukrainischen Bessarabien besuchen. In Bolhrad bat mich ein Offizier „zu einer Konversation“ in den Hauptcontainer.

Im äußersten Südwesten der Ukraine liegt eine ziemlich bulgarische Gegend. Bulgaren stellten im alten Bezirk Bolhrad/Bolgrad 61 Prozent, dazu kamen drei gagausische Dörfer, ein russisches und ein albanisches, die Staatssprache Ukrainisch sprachen laut Volkszählung 2001 nur fünf Prozent. Die stark russifizierten Bessarabien-Bulgaren galten traditionell als prorussisch. In diesen Kriegszeiten wollte ich wissen: Sind sie – 200 Kilometer westlich der Luftangriffe lebend – von Putin enttäuscht? Haben sie nun – wie 40 Prozent der Bulgaren in Bulgarien – eine schlechtere Meinung von Russland? Oder wären im Fall des Falles doch noch welche für eine „Bolgrader Volksrepublik“ zu haben?

Ein löchriger Feldweg führte zum ukrainischen Grenzübergang Bolhrad. Stillstand wegen Computerabsturz, außer mir nur die Rostkarren eines alten Moldawiers und eines alten Ukrainers. Ich öffnete das Fenster, klappte den Sitz zurück, schloss die Augen. Ein warmer Abend, der Steppenwind löste ein scharfes Säuseln in der blattlosen Nussbaumallee aus, ein Rauschen in der ausladenden Kastanie, ein hartes Flattern an der ausgefransten Ukraine-Fahne.

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