Mariana Enríquez entwirft einen magisch-politischen Kosmos.
Buch der Woche

Mariana Enríquez: Diese Eliten sind der wahre Horror

Verschwundene Kinder, Okkultismus und ein brutaler Orden, der dazu dienen soll, seinen Mitgliedern ewiges Leben zu sichern: Mariana Enríquez hat mit „Unser Teil der Nacht“ einen so wilden wie klugen Roman geschrieben. Der Hintergrund: die argentinische Militärdiktatur.

Und da kommt sie, die Dunkelheit, glänzend und schrecklich und verheißungsvoll, verlässt Juans Körper, kriecht durch den Raum, schnappt sich da einen Arm, holt sich dort einen Finger, nimmt das Opfer entgegen, das die Mitglieder des Ordens ihr bringen, nicht, dass die sich dafür selbst darbieten würden, dafür hat man sozusagen Personal. „Als Nächstes kamen zwei Frauen, eine jung, die andere alt. Mutter und Tochter? Die Dunkelheit packte die Alte am Kopf, und einen Moment lang lief ihr enthaupteter Körper noch weiter. Die Junge sah nicht mal hin oder war nicht schockiert, falls sie es tat. Sie trat entschlossen lächelnd in die Dunkelheit und zerrte den kopflosen Körper am Arm hinter sich her. Als sie verschwanden, ließen sie nur eine rote Spur zurück, von dem Blut, das aus der Halsschlagader auf die Gläubigen in den ersten Reihen gespritzt war.“

Das alles spielt sich fast lautlos ab, man hört nur ein Hecheln und ein Flügelschlagen, und dann zieht sie sich zurück, die Dunkelheit, so langsam, wie sie gekommen ist. Juan, das Medium, wird wieder er selbst, kein Träger einer göttlichen oder teuflischen Botschaft mit goldenen Klauen, sondern ein noch junger Mann, schwer herzkrank und vor Erschöpfung dem Tod nah.
Aber er überlebt.

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