Hotel Saratoga

Helfer bargen 27 Tote nach Explosion in Luxushotel in Havanna

Das Luxus-Hotel Saratoga in Havanna ist zum Teil eingestürzt.
Das Luxus-Hotel Saratoga in Havanna ist zum Teil eingestürzt.APA/AFP/ADALBERTO ROQUE
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Nach einer Explosion in einem Fünf-Sterne-Hotel im Zentrum der kubanischen Hauptstadt Havanna sind mindestens 27 Menschen getötet worden - darunter auch Touristen.

Nach der Explosion in einem Luxushotel in Havanna haben Rettungskräfte 27 Leichen geborgen. 19 weitere Menschen galten nach kubanischen Medienberichten vom Samstag (Ortszeit) als vermisst. Helfer suchten in den Trümmern des Hotels Saratoga nach möglichen weiteren Opfern. Als Unglücksursache vermuteten die Behörden ein Gasleck.

Das Hotel, eines der Wahrzeichen der kubanischen Hauptstadt, wurde bei der Explosion am Freitag schwer beschädigt, die Fassade der ersten vier Etagen wurde vollkommen zerstört. Auch die Kuppel einer nahegelegenen Baptisten-Kirche stürzte ein, in der Nähe parkende Autos wurden zerstört.

Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich nach Angaben des Betreibers 51 Angestellte und Arbeiter in dem Hotel auf, um die geplante Wiedereröffnung am kommenden Dienstag nach zwei Jahre dauernder Schließung wegen der Corona-Pandemie und Renovierungsarbeiten vorzubereiten. Unabhängige kubanische Medien veröffentlichten eine Liste mit den Namen von 19 Vermissten. Die Behörden erklärten lediglich, 19 Familien hätten sich nach ihren Angehörigen erkundigt.

Unter den Todesopfern waren nach offiziellen Angaben auch vier Kinder und Jugendliche sowie eine spanische Touristin. 81 Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt, 37 lagen am Samstagabend noch im Krankenhaus.

Gasleck vermutlich Ursache für Explosion

Die Suche nach möglichen Überlebenden und weiteren Opfern konzentrierte sich am Samstagabend auf die beiden Untergeschoße des Hotels. Trümmer erschwerten den Zugang. Am Freitagnachmittag hatte eine verschüttete Frau unter den Schuttmassen um Hilfe gerufen.

Unglücksursache sei nach ersten Erkenntnissen ein Gasleck, erklärte das kubanische Präsidialamt. Laut dem staatlichen Touristikunternehmen Gaviota ereignete sich die Explosion, als ein Gas-Tank in dem Hotel aufgefüllt wurde.

Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel sprach von einem "bedauerlichen Unglück". Zugleich lobte er die Reaktion der Behörden und die Solidarität der Bürger. Viele Kubaner hatten sich unmittelbar nach dem Unglück zum Blutspenden gemeldet.

Das Hotel Saratoga war 1880 als Kaufhaus errichtet worden, 1933 wurde das Gebäude 1933 in ein Hotel umgewandelt. In der Vergangenheit zählte es Prominente wie Rolling Stones-Sänger Mick Jagger und die Popstars Beyoncé, Rihanna und Madonna zu seinen Gästen.

Unter den Opfern des jüngsten Unglücks waren auch zwei spanische Passanten: Eine 29-jährige Touristin starb, ihr Mann wurde schwer verletzt. "Unsere ganze Anteilnahme gilt den Familien und allen Opfern und Verletzten. Unsere ganze Unterstützung gilt auch dem kubanischen Volk", schrieb der spanische Regierungschef Pedro Sánchez auf Twitter.

(c) REUTERS (ALEXANDRE MENEGHINI)

Ein Zeuge habe berichtet, im Moment der Explosion sei das Hotel mit Flüssiggas beliefert worden, berichtete "Granma", die Zeitung der Kommunistischen Partei Kubas. Auf Bildern war zu sehen, wie ein Tankwagen aus den Trümmern geborgen wurde. Wegen der Coronavirus-Pandemie war das bekannte Hotel, wenige Schritte vom Kapitol entfernt, seit etwa zwei Jahren geschlossen. Am kommenden Dienstag sollte es wiedereröffnet werden. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich zahlreiche Angestellte in dem Hotel auf, um die geplante Wiedereröffnung nach einer umfassenden Renovierung vorzubereiten. 

Nachbargebäude und mehrere Fahrzeuge wurden durch die Explosion ebenfalls beschädigt, darunter offenbar eine Kirche und das bedeutende Martí-Theater. Auch eine nahe gelegene Volksschule bekam nach Regierungsangaben Schäden ab und wurde evakuiert. Bewohner betroffener Häuser wurden demnach in Sicherheit gebracht. Die strukturelle Sicherheit des Hotels sowie umliegender Gebäude werde untersucht.

Stars als Hotelgäste

Das Saratoga sei in den 1930er-Jahren in einem gegen 1880 fertiggestellten Gebäude untergebracht worden, das mit seiner Marmortreppe und den verzierten Säulen und Pilastern damals zu den luxuriösesten der Stadt zählte, hieß es von der Kulturerbehörde Havannas. Legendär seien die Konzerte kubanischer Orchester auf der prächtigen Terrasse gewesen.

Auf seiner Internetseite rühmte sich das 96 Zimmer zählende Hotel unter anderem für den "spektakulären Swimmingpool auf dem Dach mit Panoramablick auf die kubanische Hauptstadt". Stars wie Madonna oder Beyoncé sowie zahlreiche ausländische Staatsgäste seien in dem zuletzt 2005 renovierten Haus schon untergekommen, berichteten örtliche Medien.

Tourismusrückgang durch Pandemie

Tourismusminister Juan Carlos García Granda sagte laut "Granma", er rechne nicht damit, dass es nun negative Auswirkungen auf die Branche geben werde. Die Explosion traf das Land jedoch gerade, als es versucht, sich von den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen. Im Badeort Varadero fand gerade eine Reisemesse statt.

Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequelle des sozialistischen Inselstaates. Vor der Pandemie arbeiteten rund eine halbe Million der etwa elf Millionen Kubaner in der staatlichen Tourismusindustrie, die 2020 rund zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachte. Der Tourismus auf Kuba hatte schon 2019, unter anderem wegen verschärfter US-Sanktionen, einen Rückgang erlebt.

(apa)

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