Ukraine

Putins gottloser und kriegstreiberischer Priester

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Kyrill I., Patriarch von Moskau, ist alles andere als ein Diener Gottes. In Wirklichkeit ist er einer der ranghöchsten Politiker Russlands.

Die Autorin

Hanna Hopko (geb. 1982) war Leiterin des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten im ukrainischen Parlament. Sie ist Vorstandsvorsitzende des National Interest Advocacy Network (ANTS), einer Gruppe ehemaliger Abgeordneter, die sich für Demokratie und Menschenrechte in der Ukraine einsetzen.

Vor ein paar Wochen begleitete ich eine Delegation von Bürgerrechtlern nach Washington, um dort US-Kongressabgeordnete über Russlands anhaltende Grausamkeiten in der Ukraine zu unterrichten. Im Anschluss an ein Gespräch mit Sprecherin Nancy Pelosi bemerkten wir eine Gebetskette in ihrer Hand, ein Geschenk eines ukrainischen Priesters, und so ergriffen wir die Gelegenheit, ihr einen deutlichen, aber notwendigen Vorstoß nahezulegen: Sanktionen gegen das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Nun wurde bekannt, dass die EU im Zuge des sechsten geplanten Sanktionspakets auch Kyrill I. ins Visier nehmen will. Entschieden ist noch nichts, Ungarn will die Sanktionen gegen den Patriarchen von Moskau nicht unterstützen.

Der Ansatz, religiöse Amtsträger mit Sanktionen zu belegen, mag für manch einen eine Überschreitung politischer Befugnisse darstellen. Doch Kyrill I., mit bürgerlichem Namen Wladimir Michailowitsch Gundjaew, ist alles andere als ein Diener Gottes. Vielmehr agiert er als kriegstreiberischer Handlanger des Kreml und dessen Gräueltaten in der Ukraine. Der 75-jährige Geistliche hat Moskaus „Sondereinsatz im Donbass“ (so der offizielle Orwell'sche Begriff für die mörderische Offensive im ganzen Land) als gerechtfertigt und sogar als heilig abgesegnet. Wladimir Putins Wahlsieg 2012 bezeichnete er als „ein Wunder Gottes“. Kurzum: Er ist einer der ranghöchsten Politiker Russlands, wenn auch nicht offiziell.

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