Interview

"Ohne Notenpresse kommt endlich Druck auf die Finanzminister"

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich bisher noch nicht zu einer Erhöhung der Zinsen durchgerungen.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich bisher noch nicht zu einer Erhöhung der Zinsen durchgerungen. REUTERS
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Wenn die EZB nicht bald reagiert, drohe eine zähe Stagflation, sagt Stefan Kooths vom deutschen IfW.

Die Presse: Die Wirtschaft schwächt sich ab, gleichzeitig gibt es eine hohe Inflation. Die Sorgen vor einer Stagflation steigen. Wird sie kommen?

Stefan Kooths: Derzeit sehen wir ein Abschwächen der Auftriebskräfte. Aufs Jahr betrachtet, dürften sie aber die Oberhand behalten. BIP-Zuwachsraten im Nachgang der Pandemie sagen jedoch wenig über die echte Wirtschaftskraft aus. Denn ein großer Teil davon ist eine Normalisierung der Produktion. Die Phase der höheren Inflationsraten wird im Gegenzug zunächst bleiben. Da ist längst noch nicht alles bei den Verbrauchern angekommen, was in der Pipeline ist. Die wirklich bedeutsamen Faktoren der 2020er-Jahre – die Überalterung und die Dekarbonisierung – sind in ihren Auswirkungen derzeit noch gar nicht zu sehen. Wenn die EZB nicht endlich reagiert, dann werden wir durch diese Faktoren mittelfristig eine Stagflation bekommen, die ausgeprägter und zäher verläuft als jene in den 1970er-Jahren. Dann kann es zu einer wirklich dauerhaften Wachstumsschwäche bei erhöhter Inflation kommen.

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