Christina Stürmer hat es vorgemacht. Karriere ist, was man trotzdem macht. Und das wissen auch alle ORF-Gesangstalente. Was einerseits in einem Finale mangels Preis für wenig Spannung sorgt, andererseits Fragen zum Format überhaupt aufwirft.
„Starmania22" ist also Geschichte. Stefan Eigner, der 22-jährige Wiener, ist am Freitagabend auf ORFeins zum “Star des Jahres” gekürt worden. Wer Popstar werden will, braucht weder ein Gesangsstudium noch einen Castingshowsieg. “Du musst nicht gewinnen”, sagte auch Juror Josh zum später als drittplatzierten Sebastian Holzer. Gastjurorin Mathea macht’s noch deutlicher: Es sei ohnehin “wurscht”, wer gewinnt. Das offenbart ein wenig das Spannungsproblem der Finalshow. Wer gewinnt, ist tatsächlich irrelevant. Es gibt nicht einmal einen ausgelobten Preis: Geld? Plattenvertrag? Jahresvorrat an Milchschnitten? Nichts? Einen Auftritt bei der „Starnacht in der Wachau“ gibt es, hört man ganz am Ende noch. Na dann.
Und so plätschert der Abend mit neuen Solo-Songs und einer Gruppenperformance der Ex-Kandidatinnen in 150 Minuten etwas lau dahin. Wer Probleme hatte, sich daran zu erinnern, bekommt regelmäßig einen Schnelldurchlauf. Erst in der letzten Stunde dürfen die zwei verbliebenen Finalisten Stefan Steiner, Judith Lisa Bogusch (und auch der ausgeschiedene Sebastian Holzer) endlich eigene Songs präsentieren. Könnte der ORF in diesen Übergang in ein Künstlerdasein, in eine Karriere als Musiker, nicht eine bessere Brücke bauen? Wäre das dermaßen gegen den Unterhaltungsanspruch für ein breites Publikum, den ein öffentlich-rechtliches Freitagabendformat im linearen Fernsehen hat. Warum könnte man nicht früher auf eigene Songs der Talente setzen? Man könnte die Sängerinnen auch beim Songwriten begleiten, dort Unterstützung geben, ihnen beim Entwickeln ihrer eigenen Musik zusehen?