Baltischen Staaten

Der schwierige Nachbar der baltischen Staaten

Mait Palts hat sein Büro am Domberg im Herzen Tallinns. Der Chef der estnischen Handelskammer vertritt die Interessen von Unternehmen, die für rund 40 Prozent der estnischen Wirtschaftsleistung stehen.
Mait Palts hat sein Büro am Domberg im Herzen Tallinns. Der Chef der estnischen Handelskammer vertritt die Interessen von Unternehmen, die für rund 40 Prozent der estnischen Wirtschaftsleistung stehen. ERR
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Während Ökonomen und Investoren in der Nähe Russlands ein Risiko für die Wirtschaft in den baltischen Staaten sehen, geben sich Wirtschaftstreibende vor Ort betont gelassen. Man kenne Russland und könne mit dem Nachbarn umgehen.

Am 24. Februar war Weltuntergangsstimmung, die Anspannung in den baltischen Staaten war riesig. Keiner wusste, was als Nächstes passieren würde, vor allem, falls Russland in der Ukraine rasch erfolgreich sein sollte. Würde der Aggressor als Nächstes Estland oder Lettland angreifen? Oder Litauen, das eine Grenze mit der Exklave Kaliningrad hat? „Die Menschen hatten Angst, dass jetzt alles, was sie sich in den vergangenen 30 Jahren seit der Unabhängigkeit aufgebaut haben, auf dem Spiel steht“, erzählt Ingrid Valentini-Wanka, die als Delegierte der Wirtschaftskammer in der lettischen Hauptstadt Riga ihr Büro hat. Es ist kein Geheimnis, dass der russische Diktator Wladimir Putin die Einflusssphäre Russlands auf die Größe der Sowjetunion ausweiten will. Da gehören die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen mit ihren großen russischsprachigen Minderheiten auch dazu. Erst als der US-Außenminister Antony Blinken kurze Zeit nach Kriegsausbruch in die Region kam, um zu versichern, dass die Nato jeden Zentimeter ihres Gebietes verteidigen würde, ließ die Anspannung nach.

Seither herrscht wieder Normalbetrieb im Baltikum, zumindest weitestgehend. Der öffentliche Raum ist voll mit blau-gelben Ukraine-Fahnen. Über den Krieg wird gesprochen und im Stillen haben viele Familien Vorräte eingekauft, man weiß ja nie. Und auch die Wirtschaft in den baltischen Ländern spürt, dass Krieg ist. Beim Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) erwartet man etwa nicht, dass Estland und Litauen das starke Wachstum aus dem Vorjahr fortsetzen können. Auch Lettlands Wirtschaft dürfte unter Russlands Nachbarschaft leiden. Internationale Handelspartner wie Investoren könnten die geografische Lage als Risiko sehen, so die jüngste WIIW-Prognose.

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