Reportage

Bulgarien: Wo Putin schon die Gaswaffe zückte

Hohe Putin-Fan-Dichte. Einer Umfrage zufolge gibt eine relative Mehrheit der Bulgaren der Nato die Schuld am Ukraine-Krieg.
Hohe Putin-Fan-Dichte. Einer Umfrage zufolge gibt eine relative Mehrheit der Bulgaren der Nato die Schuld am Ukraine-Krieg.APA/AFP/NIKOLAY DOYCHINOV
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Russlands Präsident Putin erhöht den Druck auf das EU-Armenhaus in Südosteuropa. Am Montag reiste Österreichs Außenminister Schallenberg in den Frontstaat des europäischen Energiekonflikts.

Sofia. Im Park Borissowa Gradina, im Herzen von Sofia, regiert der Frühling. Junge Hauptstädter rollen auf ihren Skateboards und Fahrrädern über Hindernisse, sie balancieren mit dem Fuß einen Stoffsack, oder sie nippen am Bier. Nicolai hat anderes zu tun. Er „beschützt“ die Denkmalgruppe in seinem Rücken. So sagt er das. Eigentlich sitzt er nur da und zieht an einer selbstgedrehten Zigarette. Ein 41 Meter hoher Obelisk schraubt sich hinter ihm in den Himmel über Sofia. An seiner Spitze thront ein sowjetischer Soldat.
Auf einigen Skulpturen hier klebt noch ein bisschen Farbe. Die Statuen wurden beschmiert. Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wärmte die Stadtpolitik die alte Debatte auf, ob man dieses Denkmal nicht abreißen sollte. Nicolai protestiert: „Kommt nicht infrage. Das ist ein historischer Ort.“ Aber es geht auch um die Gegenwart. Der 51-Jährige will, dass sich Bulgarien, ein Nato-Land, mit Blick auf die Ukraine „neutral“ verhält. Die beiden Bulgaren neben ihm, die auf ihre Tarnuniform die russische Trikolore genäht haben, sehen das gewiss genauso.

Der Ukraine-Krieg hat in dem armen Balkanstaat tiefe Risse offengelegt. Sie gehen durch die Regierung. Und durch die Bevölkerung. Unter den Alten gibt es mehr russlandfreundliche „Ostalgiker“ als unter den Jungen. Das war schon vor dem 27. April so. Dann zückte Putin die Energiewaffe. Er drehte den Bulgaren und Polen den Gashahn zu. Ausgerechnet.

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