Jahresbilanz

FMA plädiert für besonnene Ausschüttungspolitik

Abrupte Zinswende könnte Probleme bereiten. Finanzmarktaufsicht mahnt besonnene und vorausschauende Ausschüttungspolitik ein.

Österreichs Finanzmarkt ist trotz Covid-Pandemie bisher stabil. Das gilt für Banken, Versicherungen, Investmentfonds, Pensionskassen und Betriebliche Vorsorgekassen, heißt es im Jahresbericht der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die zunehmenden geopolitischen Spannungen sowie Unsicherheiten durch den Angriff Russlands auf die Ukraine "stellen die europäische Wirtschaft und Politik aber vor große Herausforderungen", so die Vorstände der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller.

Mittelfristig, bis 2025, sieht die FMA weitere Unsicherheiten im Zusammenhang mit Covid. Die seit langem niedrigen Zinsen verändern das Verhalten der Marktteilnehmer und stellen manche Finanzdienstleistungen sowie deren Anbieter in Frage. Aber auch eine "abrupte Zinswende" wegen der Inflation würde Finanzmärkte und ihre Teilnehmer vor große Herausforderungen stellen. Dazu kommen der Umbau der Wirtschaft wegen Klimawandel und Digitalisierung sowie eine zunehmende Überforderung vieler Verbraucher durch diese Entwicklungen. Die FMA warnt auch, dass eine Nachlässigkeit im Kampf gegen Geldwäsche massive Reputationsschäden und Kosten verursacht.

Das harte Kernkapital der Banken ging zwar 2021 von 16,1 Prozent auf 15,7 Prozent leicht zurück, das sei aber immer noch der historisch zweitbeste Wert. Die Zahl der notleidenden Kredite sank. Dennoch "müssen wir aber eine besonders besonnene und vorausschauende Ausschüttungspolitik einmahnen, damit sich hier keine Trendwende manifestiert und so Stabilität und Krisenfestigkeit ausgehöhlt werden", so der FMA-Vorstand.

Die Versicherungen haben mehr als doppelt so viele Mittel, wie "selbst bei dramatisch verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Erfüllung ihrer vertraglichen Verpflichtungen erforderlich ist", vermerkt die FMA. Die Zinszusatzrückstellung in der Lebensversicherung sei mit über 1,5 Mrd. Euro so hoch, dass "auch in der Hochzinsphase garantierte Verzinsungen abgesichert erscheinen". Auch Investmentfonds, Pensionskassen und Betriebliche Vorsorgekassen haben Börseneinbrüche von 2020 aufgeholt und 2021 mit neuen Höchstwerten bei den verwalteten Vermögen abgeschlossen. Und die von der Coronakrise hart getroffene Wiener Börse erreichte 2021 wieder Vorkrisenwerte.

Die FMA hebt auch das rasante Wachstum nachhaltiger Fonds hervor. Ein Drittel der Vermögen werde inzwischen unter Nachhaltigkeitskriterien verwaltet. Allerdings seien 93 Prozent davon nur "hellgrün", das heißt Nachhaltigkeit wird zwar berücksichtigt, aber nicht ausdrücklich angestrebt. Die FMA überwache konsequent die Einhaltung der Nachhaltigkeitsstandards (ESG), versichert die Aufsichtsbehörde.

Steckbrief FMA

Die seit 2002 aktive Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) überwacht mit 390 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 938 Unternehmen mit zusammen rund 1,38 Billionen Euro an Vermögen. Ihr Budget belief sich 2021 auf 74,6 Millionen Euro. Davon gingen 10,7 Millionen Euro als Durchlaufposten an die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) weiter. 60,8 Millionen Euro davon zahlten sich die Beaufsichtigten selbst, 4,5 Millionen kamen vom Bund, 9,3 Millionen aus Gebühren und anderen Quellen.

Zu Beginn überwachte die FMA die Einhaltung von 16 Finanzmarktgesetzen, inzwischen sind es 38. Die FMA ist keine rein nationale Aufsichtsbehörde mehr, sondern Teil der Finanzmarktaufsicht der Europäischen Union sowie des einheitlichen Bankenaufsichts- und -abwicklungsmechanismus der Eurozone.

2021 hat es 194 Vor-Ort-Prüfungen gegeben, also bei einem Fünftel aller Unternehmen. Es gab 141 Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft, davon mehr als die Hälfte wegen des Verdachts auf kriminelle Machenschaften rund um Kryptoassets. Weiters gab es 112 Warnmeldungen, dass Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis oder in betrügerischer Absicht erbracht wurden.

(APA)

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