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Elektroautos haben keine erhöhte Brandgefahr

Die Presse/Clemens Fabry
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Auf 10.000 E-PKW kommen nach Angaben einer finnischen Studie 0,4 Brände. Bis ein E-Auto allerdings vollständig gelöscht ist, dauert es meist sehr viel länger als bei konventionell betriebenen PKW.

Jedes 25. Auto auf Österreichs Straßen ist mittlerweile ein Fahrzeug mit Elektro - oder Hybrid-Antrieb. 213.513 derartige Fahrzeuge waren Ende 2021 zugelassen. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag betonten Experten nun, dass von Elektroautos keine erhöhte Brandgefahr ausgeht. Von 1800 Fahrzeugbränden im Jahr 2021 hatten nur zwei alternative Antriebe. Allerdings dauert es meist sehr viel länger ein brennendes E-Auto zu löschen.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat eine Studie zum Brandrisiko Elektroauto erstellt und dafür mit zahlreichen Experten gesprochen. "Insgesamt wurde die Brandgefahr relativiert, weil Brände nicht immer vom Akku ausgehen", sagte Armin Kaltenegger, Leiter des Forschungsbereichs Eigentumsschutz im KFV.

0,4 Brände kommen auf 10.000 E-Autos

Angaben einer finnischen Studie zufolge ist bei Elektroautos von einer Häufigkeit von 0,4 Bränden je 10.000 E-Pkw auszugehen. Bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren sind das 4,3 Brände pro 10.000 konventionell angetriebenem Pkw, erläuterte Günther Schwabegger, Mitglied des Vorstandes der Brandverhütungsstelle (BVS) für Oberösterreich. Er wies aber darauf hin, dass E-Autos jünger sind. Mehr als ein Drittel der aktuellen Elektroautos in Österreich wurden 2021 gekauft. "Zwischenfälle, Verschleiß und Materialermüdung kommt mit dem Alter. Wir müssen davon ausgehen, dass aufgrund der Alterung die Elektroautos bei der Brandstatistik aufholen werden", sagte Schwabegger.

"Grundsätzlich sind batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge bei sogenannten Unfallbränden nicht mehr oder weniger gefährlich als Autos mit Verbrennungsmotoren. Denn sie müssen den gleichen Sicherheitsstandards genügen", sagte Kaltenegger. Eine KFV-Umfrage unter 1000 Befragten aus dem Vorjahr zeigt aber, dass sich in der Bevölkerung hartnäckig das Bild des E-Autos als rollende Feuergefahr hält. So empfinden 41 Prozent der Befragten E-Autos für unsicher.

Häufigste Brandursache: Technischer Defekt

Über zwei Drittel der Befragten führen die hohen Anschaffungskosten und die geringe Reichweite als Argumente gegen den Kauf eines E-Autos an. Aber immerhin ein Fünftel der Österreicher nennt Angst vor einem Autobrand als Beweggrund. Über ein Drittel der vom KFV befragten Bevölkerung macht sich große Sorgen wegen möglicher Schäden durch E-Auto-Brände. Auffallend ist auch, dass ältere Menschen Elektro-Fahrzeuge gefährlicher finden als jüngere, sagte Kaltenegger. Statistisch nachweisbar sind diese Ängste nicht.

"Grundsätzlich kann nie vollständig ausgeschlossen werden, dass sich ein Fahrzeug aufgrund eines Defektes selbst entzündet - das gilt für alle Antriebsarten", erklärte Schwabegger. "Bei den Brandursachen besteht eine sehr hohe Deckungsgleichheit zwischen E-Autos und konventionell betriebenen Fahrzeugen. Meist handelt es sich um technische Defekte bei den Elektronikbauteilen oder im Bereich der Verkabelung. Auch Überhitzung kann bei E-Autos wie bei 'Verbrennern' zur Brandentstehung führen", erläutert der Experte.

Löschvorgang dauert bei E-Autos länger

Gerät die Hochvolt-Batterie eines E-Autos jedoch in Brand, dauert es deutlich länger sie zu löschen oder vor Wiederentzündung zu schützen. Ein in Vollbrand stehendes Auto auf einer Freilandstraße kann in ungefähr 20 Minuten gelöscht werden. Bei einem Elektro-Auto könne das mehrere Stunden dauern, sagte Schwabegger.

Lithium-Ionen-Akkus müssen mit Wasser gelöscht werden. "Bei einem Feuer wird die Energie vor allem im Inneren des Akkus freigesetzt, wo der Brand wie bei einem Dominoeffekt von Teilzelle zu Teilzelle überspringt. Um diesen zu löschen, hilft nur kühlen. Damit das gelingt, benötigt man in der Regel mehr Wasser als gewöhnlich - und da dieses kaum in das Batteriegehäuse eindringt, ist das Löschen eines E-Autos mit einem größeren Zeitaufwand verbunden."

Geschützte Akkus erfordern spezielle Löschausrüstung

Für die Feuerwehr sind die gut geschützten Akkus im Brandfall ein Problem und benötigt zusätzliche Anforderungen, sagte Schwabegger. Die entsprechende Ausrüstung hat nicht jede kleine Feuerwehr. In Alarmplänen ist jedoch festgehalten, dass jede fünfte in einem gewissen Umkreis das Equipment für die Löschung von brennenden Elektro-Autos hat.

Seit einer Gesetzesnovelle im Jahr 2020 können Feuerwehren nach Verkehrsunfällen auf technische Fahrzeugdaten in der zentralen Zulassungsevidenz zugreifen. Das ermöglicht eine Verbesserung der Einsatzkette, sagte Kaltenegger. In den Daten sind beispielsweise auch Pläne enthalten, wo genau sich die Hochvoltstromleitung bei Elektro-Fahrzeugen befindet.

(APA)

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