London stellt erneut die einseitige Aufkündigung des Brexit-Vertrags in Aussicht.
London/Belfast/Brüssel. Zu den vielen Ironien der Brexit-Saga zählt die Erkenntnis, dass sich das unaufhörliche Lavieren Großbritanniens auf der Suche nach einem Fluchtweg aus Europa bis dato am treffendsten mit einem französischen Sprichwort zusammenfassen lässt: Plus ça change, plus c'est la même chose – je mehr sich etwas ändert, desto gleicher bleibt es. Ganz besonders trifft dieses Bonmot auf die heikle Nordirland-Frage, die von Anfang an der größte Stolperstein in den Verhandlungen über die Modalitäten des britischen Austritts aus der EU gewesen ist.
Angesichts der Erfahrungen der vergangenen Jahre kam es somit alles andere als überraschend, dass Großbritanniens Außenministerin, Liz Truss, Europa am Dienstag androhte, den Brexit-Pakt einseitig aufzukündigen, sollte Brüssel den Briten beim Umgang mit Nordirland nicht entgegenkommen. Der letzte britische Politiker, der auf diese Idee kam, war Truss' Vorgänger David Frost – der am Ende des Tages, wie schon seine eigenen Antezessoren, vom Vorgesetzten zurückgepfiffen wurde, weil man sich in der Downing Street 10 zu große Sorgen vor einem Handelskrieg mit der EU machte.