Laokoon Group
Theater

Wie klingt das, wenn Tote sprechen?

Doppelgängerinnen und Wiederkehrer: Die Group Laokoon bringt datengetriebene Medienkunst auf die Wiener Bühne.

Joseph Faber hat es zeitlebens nicht wirklich zu Berühmtheit geschafft. Dabei muss die von ihm erfundene Maschine im Jahr 1840 einen durchaus absurden Anblick geboten haben. Seine Sprechmaschine „Euphonia“ besaß eine Zunge, der durch einen Blasebalg nachempfundene Rachenraum wurde per Pedal gesteuert, mittels Klaviatur entstanden Töne, oben an der Maschine war ein Puppenkopf angebracht, der scheinbar durch die Maschine sprach. Das Wiener Publikum zeigte sich unbeeindruckt, der Erfinder verbittert.

Will man heute menschliches Sprechen maschinell erzeugen, weiß man es besser, als den menschlichen Körper nachzubauen. Vielmehr wird bei der Sprachsynthese ein Computer mit Sprachaufzeichnungen gefüttert, der mithilfe eines Algorithmus Sprachmuster, Duktus, Tonfall der sprechenden Person erfasst und schließlich imstande ist, sie zu kopieren. Das wissen auch Cosima Terrasse, Hans Block und Moritz Riesewieck, die gemeinsam die Künstlergruppe Laokoon bilden. „Der Computer schneidet nicht einfach Aufnahmen auseinander und wiederholt Wortfetzen, nein, er lernt von Grund auf zu sprechen wie eine bestimmte Person“, sagt Terrasse. Der Computer könnte also längst verstorbenen Menschen komplett neue Worte in den Mund legen. Und genau hier setzt die Group Laokoon mit ihrem Theaterstück „Keine Menschenseele“ an.

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